Seite:OAB Freudenstadt 255.png

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der Ort hinreichend versehen, überdieß fließt noch ein kleiner Bach mitten durch das Dorf.

Die Einwohner, welche sich ihr Auskommen hauptsächlich durch Feldbau, Viehzucht, Holz- und Bretterhandel sichern, sind im Allgemeinen sehr fleißig und in ziemlich guten Vermögensumständen; der größte Güterbesitz beträgt 70 Morgen, der gewöhnliche 30 Morgen und bei vielen nur 4–20 Morgen, überdieß sind jedem Bürger noch 2 Morgen Allmanden zugetheilt.

Die meist eben gelegene, verhältnißmäßig ziemlich ausgebreitete Markung, hat theils einen rothsandigen – theils rothlettigen (thonigen) Boden, der an Ertragsfähigkeit dem auf Thumlinger Markung etwas nachsteht und eine kräftige Düngung bedarf, wozu man außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln auch Gyps und Hallerde anwendet.

Im Systeme der Dreifelderwirthschaft baut man vorzugsweise Dinkel und Hafer; Gerste und Roggen gedeihen nicht gerne; im Übrigen ist der Anbau wie in dem nahe gelegenen Thumlingen. Der durchschnittliche Ertrag eines Morgens Acker wird zu 5–6 Scheffel Dinkel und 4 Scheffel Hafer angegeben und die Ackerpreise bewegen sich von 25–200 fl. per Morgen. Der Verkauf an Früchten ist unbedeutend.

Die durchgängig zweimähdigen Wiesen, denen größtentheils Wässerung zukommt, liefern per Morgen 25 Centner Heu und 12 Centner Öhmd; ihre Preise steigern sich von 100–400 fl.

Die Obstzucht ist nicht beträchtlich, indem die Obstblüthe häufig durch Frühlingsfröste leidet; Hagelschlag kommt selten vor.

Der mittelmäßige Rindviehstand (Landrace) wird durch einen tüchtigen Farren, dessen Haltung die Gemeinde bezahlt, nachgezüchtet. Schweinszucht kommt nicht vor. Auf der Markung werden etwa 90 Schafe geweidet, die den Bürgern gehören, von denen jeder das Recht hat 2 Stücke zu halten.

Außer der durch den Ort führenden Vicinalstraße (s. oben), ist noch eine weitere nach Lützenhardt angelegt. Der Ort liegt 3 Stunden östlich von der Oberamtsstadt und 1/4 Stunde nordwestlich von dem Mutterort.

Die Gemeinde besitzt etwa 600 Morgen Nadelwaldungen, welche einen jährlichen Ertrag von etwa 179 Klaftern abwerfen; hievon erhält jeder Bürger gegen 3 Klafter, während der Rest verkauft wird und der Gemeindekasse eine Einnahme von 400–500 fl. jährlich sichert.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 255. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_255.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)