Seite:OAB Freudenstadt 265.png

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gewonnen werden; dieselben benützt man zum Bedecken der Dächer und Kirchhofmauern, zum Belegen von Fußböden, zu Schweinställen etc. Der größte Güterbesitz beträgt 160 Morgen Felder und etwa eben so viel Waldungen (Ochsenwirths Kübler Wittwe), der mittlere 20 Morgen; Viele haben nur 1–2 Morgen. Außer den schon angeführten Gewerben sind noch 3 Schildwirthschaften, ein Kaufmann und eine Ziegelhütte vorhanden.

Die ausgedehnte, ziemlich unebene Markung, von der übrigens ein großer Theil mit Waldungen bestockt ist, hat im Allgemeinen einen mittelfruchtbaren, theils aus rothem Sand, theils aus Thon bestehenden Boden; letzterer ist ergiebiger und kommt mehr im östlichen und südöstlichen Theil der Markung vor. Bei der hohen, freien Lage ist das Klima zwar gesund, aber etwas rauh, dagegen genießt man eine ausgebreitete Aussicht an die Alp und über einen Theil des Schwarzwaldes; am ausgedehntesten ist die Aussicht auf einer südlich vom Ort gelegenen Anhöhe (Härlin), wo sich dem Auge ein umfangreiches Panorama über den Schwarzwald bis an den Feldberg und an einen großen Theil der Alp aufschließt.

Die Landwirthschaft wird gut betrieben und verbesserte Ackergeräthschaften, wie der Flanderpflug, die eiserne Egge, die Walze etc. haben theilweise Eingang gefunden; die Düngerstätten sind meist gut eingerichtet und zur Besserung des Bodens wendet man außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln die Hallerde, die Abfälle aus der chemischen Fabrik in Ödenwald und etwas Mergel an. Auch das Brennen der Felder ist noch üblich. Größere Güter werden im Dreifeldersystem mit zur Hälfte angeblümter Brache, die kleineren aber willkürlich bewirthschaftet; man baut vorzugsweise Hafer, ferner Dinkel, Gerste, Roggen, Erbsen, Wicken, Kartoffeln, Futterkräuter, Angersen, Kohlraben, Blätterkohl, Flachs, Hanf und etwas Reps. Bei einer Aussaat von 8 Simri Dinkel, 7 Simri Hafer, 4–5 Simri Gerste und 3 Simri Roggen erhält man einen durchschnittlichen Ertrag von 6–8 Scheffel Dinkel, 3–5 Scheffel Hafer, 3 Scheffel Gerste und 2–3 Scheffel Roggen pr. Morgen. Die höchsten Preise eines Morgens Acker betragen 150–200 fl. (früher 600 fl.), die mittleren 100–130 fl. und die geringsten 25–60 fl. Die Getreide-Erzeugnisse reichen für das Bedürfniß der Einwohner nicht hin, so daß noch ziemlich viel Früchte von Außen aufgekauft werden müssen.

Die Wiesen, von denen 2/3 bewässert werden können, sind zweimähdig und ertragen pr. Morgen durchschnittlich 25 Centner Heu und 12 Centner Öhmd. Ihre Preise, welche früher beträchtlich höher standen, bewegen sich neuerlich von 100–300 fl. pr. Morgen.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 265. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_265.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)