Seite:OAB Freudenstadt 285.png

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gut und fleißig betrieben; man baut vorzugsweise Dinkel, Hafer, Roggen und in neuerer Zeit auch Gerste. Die Brache wird beinahe ganz mit Kartoffeln und Futterkräutern angeblümt; von Handelsgewächsen werden Flachs, Hanf und nur wenig Reps gebaut. Bei einer Aussaat von 9 Simri Dinkel, 5–6 Simri Hafer, 4 Simri Roggen und 4 Simri Gerste erzielt man einen durchschnittlichen Ertrag von 6–7 Scheffel Dinkel, 3–4 Scheffel Hafer, 1–2 Scheffel Roggen und 4–5 Scheffel Gerste pr. Morgen. Die Felderzeugnisse reichen übrigens für die Einwohner nicht hin, daher noch Früchte von Außen aufgekauft werden müssen. Die höchsten Preise eines Morgens Acker betragen 200 fl., die mittleren 100 fl. und die geringsten 30 fl.

Die durchaus zweimähdigen Wiesen ertragen pr. Morgen durchschnittlich 20 Centner Heu und 10 Centner Öhmd; ihre Preise bewegen sich von 120–400 fl. pr. Morgen.

Die Obstzucht, welche sich nur mit späten Mostsorten und etwas Zwetschgen beschäftigt, ist ziemlich ausgedehnt, liefert übrigens selten einen erheblichen Ertrag. Wiewohl die hiesige Ortslage der Weinkultur im Allgemeinen nicht zusagen kann, so reiften doch im Jahr 1857 an einem auf der südlichen Seite eines Wohnhauses gepflanzten Rebstock 263 Trauben, welche einen recht trinkbaren Wein gaben (Schwäb. Kronik Nr. 225).

Die Rindviehzucht mit allgemeiner Stallfütterung ist beträchtlich; eine gute Landrace wird durch 4 Farren nachgezüchtet, die ein Bürger anschafft und auf Kosten der Gemeinde gegen 180 fl. und der Nutznießung von 3 Morgen Wiesen und 11/2 Morgen Acker hält; der Handel mit Vieh ist nicht unbedeutend. Die Zucht von Pferden hat ganz aufgehört, dagegen ist die Haltung der Pferde ziemlich ausgedehnt. Schafzucht wird nicht betrieben und die Schweinezucht ist sehr im Abnehmen begriffen, so daß die meisten Ferkel von Außen aufgekauft werden.

Der Verkehr wird sehr belebt durch die 3 Flachs-, Roß-, Vieh- und Krämermärkte, welche der Ort (den 16. März, 29. Juni, 5. Oktober) abzuhalten berechtigt ist.

Die Gemeinde ist im Besitz von 900 Morgen gut bestockter Waldungen (vorherrschend Fichten und Forchen), welche im 120jährigen Umtriebe bewirthschaftet werden. Von dem jährlichen Ertrag derselben erhält jeder Bürger 1/2 Klafter; ein großer Theil wird als Langholz verkauft, was der Gemeindekasse eine Rente von etwa 1000 fl. jährlich sichert. Die vorhandenen 276 Morgen Allmanden sind unter

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 285. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_285.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)