Seite:OAB Freudenstadt 303.png

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haben, daher auch der Ort von dem Volke nur der Pfaffenwald genannt wird. Das Trinkwasser wird aus Pumpbrunnen bezogen; der Teufelsbach entspringt in der Nähe von Unter-Zwieselberg und der eigentliche starke Ursprung der kleinen Kinzig ist 1/4 Stunde nordöstlich von Ober-Zwieselberg.

Der Name ist abzuleiten von Zwisel (Gabel), s. Schmeller, bayer. Wörterb. 4, 309.

Zwieselberg ist der einzige Ort des Bezirks, dessen Einwohner der kath. Confession angehören; dieselben sind derzeit noch in das 3/4 St. westlich gelegene katholische Pfarrdorf Rippoldsau im Großherzogthum Baden eingepfarrt und die schulpflichtigen Kinder besuchen die Schule daselbst, wohin ein steiler, beschwerlicher Fußweg führt; in Sitten, Tracht, Mundart gleichen daher die Zwieselberger mehr den Badensern als den übrigen Bewohnern des Bezirks. Der erst in neuerer Zeit von Seiten der Gemeinde Freudenstadt verbesserte Fußweg von Freudenstadt nach Rippoldsau führt durch Oberzwieselberg und bringt viele Lebendigkeit in den sonst abgeschieden gelegenen Ort, indem alle Fußgehenden diesen Weg einschlagen, um hiedurch einen Umweg von 2 Stunden, den die Landstraße macht, abzuschneiden. Die Ortsentfernung bis zur nordöstlich gelegenen Oberamtsstadt beträgt 11/2 Stunden und bis zu dem südlich gelegenen Reinerzau 2 Stunden.

Die Landwirthschaft spielt hier eine ganz untergeordnete Rolle und beschränkt sich auf den Anbau von etwas Roggen, Hafer, Kartoffeln und ganz wenig Gerste. Die Wiesen gewähren, da sie auf der Hochfläche liegen und nicht bewässert werden können, einen geringen Ertrag, daher auch der Viehstand unbedeutend ist.

Ober-Zwieselberg, welches zunächst an der Landesgrenze zwischen Württemberg und Baden liegt, war früher der Sitz eines Grenzzollers.

Was das Dorf Reinerzau betrifft, so ist die älteste Schreibart „Reinhardesowe“. Vlricus plebanus (Leutpriester) de Reinhardesowe erscheint in einer um 1255 ausgestellten Urkunde des Abts Berthold von Alpirsbach für das Kloster Kirchberg, eine spätere ist Renharzow. Als die Erzgruben aufkamen, schob man dem Namen die Bedeutung Rein-Erz-Au (Au mit reinem Erz) unter.

Der Ort gehörte zur Herrschaft Loßburg, deren Schicksale er meist theilte.

Am 29. Sept. 1344 entlehnten Walther von Geroldseck genannt von Tübingen und dessen Söhne Georg und Heinrich von dem Kloster Alpirsbach 100 Pf. Heller und verpfändeten ihm dafür das Wasser

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 303. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_303.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)