Seite:OAB Freudenstadt 315.png

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Die Hauptnahrungsquellen bestehen in Feldbau und Viehzucht; Gewerbe sind nur für die nöthigsten örtlichen Bedürfnisse vorhanden.

Die mittelgroße, schön arrondirte Markung hat in ihrem südlichen Theile eine ebene Lage, und wird im Übrigen theils von dem Bürgenthal, theils von dem bei Schopfloch beginnenden Dettlinger Thale durchschnitten; auch erhebt sich östlich vom Ort der Rödelsberg, ein scharf markirter Hügel, von dem man eine sehr ausgedehnte Aussicht über den Schwarzwald und an die Alp genießt. Trotz der hohen Lage sind die klimatischen Verhältnisse doch beträchtlich milder als in den eigentlichen Schwarzwaldorten, zu denen Schopfloch nicht mehr gerechnet werden darf, indem es schon auf dem Muschelkalkplateau am Saume des Schwarzwaldes liegt. Die Obstzucht ist daher auch ziemlich ausgedehnt und liefert nicht selten Ertrag, obgleich sie immer noch nicht mit der nöthigen Umsicht und Liebe gepflegt wird. Hagelschlag kommt selten vor, nur im Jahr 1854 wurde seit langer Zeit die Markung sehr empfindlich von demselben heimgesucht. Der Boden ist, wie auch in Ober-Iflingen, im Allgemeinen ergiebig, und besteht meist aus den Verwitterungen des Muschelkalks, dem nicht selten eine Mengung oder Bedeckung des Diluviallehms zukommt, und sich gut für den Getreidebau eignet.

Der Feldbau wird mit theilweiser Anwendung verbesserter Ackergeräthschaften im Dreifeldersystem mit zu 1/4 angeblümter Brache fleißig betrieben und liefert die gleichen Erzeugnisse und den gleichen Ertrag wie der Mutterort Ober-Iflingen (s. oben). Die höchsten Preise eines Morgens Acker betragen 300 fl., die mittleren 150 fl. und die geringsten 15 fl. Das erzeugte Getreide reicht nicht nur zur Befriedigung des örtlichen Bedürfnisses hin, sondern erlaubt noch einen nicht unbeträchtlichen Verkauf nach Außen.

Die Wiesen, die keine Wässerung erhalten, aber reichlich gedüngt werden, sind ergiebig und liefern durchschnittlich 20–25 Centner Heu und 10 Centner Öhmd vom Morgen; ihre Preise bewegen sich von 150–300 fl. pr. Morgen.

Die mit einer tüchtigen Landrace sich beschäftigende Rindviehzucht befindet sich in gutem Zustande und wird durch 3 gute Zuchtstiere, die ein Bürger gegen eine Gemeinde-Entschädigung von jährlich 103 fl. hält, gepflegt. Mit Zug- und Schmalvieh wird einiger Handel getrieben. Die Stallfütterung ist längst eingeführt.

Schafzucht wird von einigen Bürgern in mäßiger Ausdehnung betrieben; der Weidepacht nebst der Pferchnutzung trägt der Gemeindekasse jährlich etwa 400 fl.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 315. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_315.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)