Seite:OAB Freudenstadt 322.png

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Gutes Trinkwasser liefern in hinreichender Menge 3 laufende Brunnen und ein sehr reichhaltiger Schöpfbrunnen, der das beste Wasser im Ort führt; überdieß befinden sich mehrere Quellen auf der Markung, von denen die im Mergenthal und Schneckenlöchle die bedeutendsten sind. Auch sind mehrere periodisch fließende Quellen vorhanden. Ein nun in Wiesengrund umgewandelter Weiher bestand in den sog. Thalwiesen. Die Waldach fließt durch den Ort und nimmt in demselben einen kleinen Seitenbach auf; sie beherbergt Gruppen und zuweilen Forellen. Das Fischrecht hat der Staat um 1 fl. jährlich verpachtet.

Die Einwohner, welche neben Feldbau und Viehzucht auch Holz- und Bretterhandel treiben, sind im Allgemeinen fleißige, geordnete Leute; außer einzelnen Wohlhabenden finden sich ziemlich viele Mittelbegüterte und zum Theil Unbemittelte. Der ausgedehnteste Güterbesitz beträgt 90 Morgen Felder und 10 Morgen Waldungen, der gewöhnliche etwa 40 Morgen Güter. Außer den für die nöthigsten örtlichen Bedürfnisse dienenden Gewerben sind zu nennen: eine Sägmühle, 3 Schildwirthschaften, worunter eine mit Bierbrauerei, eine weitere Bierbrauerei und 2 Krämer.

Die mittelgroße, über die Hälfte für die Landwirthschaft benützte Markung, ist ziemlich uneben und hat im Allgemeinen einen mittelfruchtbaren Boden, der in der Richtung gegen Lützenhardt rothsandig (Verwitterung des bunten Sandsteins), gegen Schopfloch schwer lettig (Verwitterung des Wellenmergels) und gegen Grünmettstetten kalkhaltig (Verwitterung des Hauptmuschelkalks) ist.

Die klimatischen Verhältnisse sind der Gesundheit zuträglich und schon bedeutend milder als in den eigentlichen Schwarzwaldorten, dagegen schaden Frühlingsfröste und kalte Nebel häufig dem Obst, daher die Obstbaumzucht, obgleich auf ihre Emporbringung in neuerer Zeit viel verwendet wird, selten einen erheblichen Ertrag liefert. Hagelschlag kommt wenig vor.

Die Landwirthschaft wird im Dreifeldersystem mit unbedeutendem Bracheinbau fleißig betrieben und zur Besserung der Felder benützt man, außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln, Gyps, Hallerde etc.

Reichlichere Düngung als die Äcker erhalten die Wiesen, von welchen nur ein kleiner Theil bewässert werden kann. Man baut hauptsächlich Dinkel und Hafer, weniger Gerste, Roggen, Weizen und Einkorn; überdieß kommen noch Kartoffeln, Futterkräuter, Hanf, Flachs, Angersen, Kohlraben und etwas Reps zum Anbau. Kraut wird in eigenen Ländern gezogen. Auf den Morgen sät man 9 Sri. Dinkel, 5 Sri. Hafer, 4 Sri. Gerste, 31/2 Sri. Roggen, 4 Sri.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 322. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_322.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)