Seite:OAB Horb 046.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

gebunden. Im Westen des Bezirks nähert sich die Kleidung der Schwarzwälder Tracht; der dreispitze Hut verschwindet allmählig und der breitkrämpige Schlapphut tritt an seine Stelle; der blaue häufig weiß ausgeschlagene Tuchrock der Männer hat eine kurze breite Taille und ist mit großen, platten übereinander greifenden Metallknöpfen besetzt, die Brusttücher sind meist von dunklem Manchester mit zwei Reihen kleiner Metallknöpfe versehen, die Hosen bestehen vorherrschend aus schwarzem Leder oder Zwilch. Die weiblichen Personen sind meist dunkel gekleidet und tragen auf dem schwarzen Leibchen entweder eine rothe Bandschleife oder hellblaue über das Mieder geschlungene Bänder. Am reinsten hat sich noch die altherkömmliche Tracht in den eigentlichen Gäuorten erhalten; hier ist bei den Männern der dreispitze Hut noch ziemlich allgemein, der blaue Tuchrock schließt knapp nur mit 2–3 Knöpfen auf der Brust, und das scharlachrothe mit silbernen Rollknöpfen enge besetzte Brusttuch wird wenigstens von älteren Männern noch häufig getragen. Die von grünen Hosenträgern gehaltenen kurzen Hosen sind von gelbem Leder, die Strümpfe von blauer Wolle; die Fußbekleidung besteht meist aus sog. Laschenschuhen. Bei den ledigen Burschen sieht man häufig ein blaues Tuchwamms und die pelzverbrämte Mütze mit goldener Trottel. Die ledigen weiblichen Personen tragen hell- oder dunkelblaue, vielgefältelte kurze Wilflingröcke mit kurzer Taille, auf der Brust einen sog. Vorstecker, unter welchem feinere Linnen mit Spitzen und Maschen garnirt den Busen decken; auch darf eine vom Hals herunterhängende Schnur oder silberne Kette, an welcher ein Goldstück (Dähle genannt) nicht fehlen. Als Kopfbedeckung dient nicht selten das deutsche Häubchen und bei Festlichkeiten die sog. Schappel, eine aus Gold und Silber kronenartig zusammengesetzte Mütze. Die Weiber tragen Ohrenhäubchen von weißer Leinwand und zuweilen noch die früher allgemein übliche Pelz- oder Wollenmütze. 1

Die Mundart ist im allgemeinen die etwas breite schwäbische; ein singender Ton begleitet die Frage und eine starke Dehnung die vorletzte Silbe des Schlußwortes, wie auch bei dem Gesang die letzte Strophe meistens mit Anhängung eines o oder a am letzten Wort sehr gedehnt wird, z. B. Freundo statt Freunde, ganga statt gegangen etc. Tauf- und Ortsnamen werden abgekürzt und entstellt, z. B. Söff statt Joseph, Bürgel statt Waldburg, Jocke statt Jakob, Hoigerle statt Heigerloch, Imnaub statt Imnau etc. Im Westen des Bezirks macht sich der Schwarzwälderdialekt etwas geltend und das dem Schwarzwald eigenthümliche veil statt viel, leigen statt liegen ist

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Horb. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Horb_046.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)