Seite:OAB Horb 120.png

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Chorherr war) und zwei Kaplanen. Aufgehoben wurde das Stift 1806; der letzte Probst war Franz Sales von Vicari † 1817.

Die über der Neckarbrücke auf dem rechten Flußufer gelegenen Gebäude gehörten früher zu der eigenen Markung der Burg Hornau und zur Pfarrei Nordstetten, bis sie unter Kaiser Joseph II. der Horber Stadtpfarrei einverleibt wurden. Abgegangene Häuser unten an der Nordstetter Steige wurden ehedem von Juden bewohnt.[ER 1]

Frauenklöster bestunden zwei und zwar bereits im 13. Jahrhundert. Das eine, das der Dominikanerinnen, hatte seinen Sitz oben in der Stadt bei der heil. Kreuzkirche und hieß deßhalb die obere Sammlung; das Gebäude sank 1725 mit der Stadt in Asche, aus welcher sich das Kloster nur kümmerlich wieder erhob. Am Ende waren es ungefähr 15 Klosterfrauen; sie versahen die Lehrstellen der bürgerlichen Mädchenschule. Im Jahr 1806 wurde das Kloster aufgehoben, die Nonnen pensionirt und das Haus dem kön. Oberamtmann zur Wohnung angewiesen.

Das andere, Franziskanerinnen dritter Regel, stund in der Neckargasse; die älteste bekannte Priorin derselben ist Liutgart unter dem Jahr 1293. Gefreit von allen Diensten und Abgaben wurden die Dominikanerinnen den 6. März 1282 von dem Pfalzgrafen Otto von Tübingen und den 23. April 1321 von dem Grafen Rudolf von Hohenberg, deßgleichen die Franziskanerinnen den 13. April 1321 von dem letzteren Grafen und am 1. Febr. 1350 von dessen Sohne Albrecht, Bischof von Freising (Schmid Mon. Hohenb. 231. 232. 421). Den Franziskanerinnen gab das hiesige Chorherrenstift 1549 weitern Grund und Boden, um sich gelegener ausdehnen zu können. Im Jahr 1642 (Marian Fidler Austria sacra 1, 330) wurde ihr Kloster noch mehr erweitert; bislang die untere Sammlung genannt, weil das Gebäude hart am Neckar stund, ertauschten die Nonnen gegen ihr bisheriges Gebäude eine weiter oben stehende Priesterwohnung, sofort hieß ihr Kloster die mittlere Sammlung (s. o.). Unter Kaiser Joseph II. im Jahr 1788 wurde es aufgelöst und die Güter zum österreichischen Religionsfond eingezogen; das Gebäude wurde an das Chorherrenstift verkauft und darauf von zwei Chorherren und zwei Stiftskaplanen bewohnt. Nach Aufhebung des Stifts wurde es durch Württemberg an Privatleute veräußert.

Im Jahr 1639 erhielten die Franziskaner von der Tyroler Provinz Erlaubniß ein Kloster zu bauen, der Krieg aber hinderte sie daran. Erst den 3. Mai 1650 nahmen sie Besitz von Grund und Boden und begannen aus Almosenbeiträgen den Bau auf der südlichen Seite der alten Frauenkirche, deren Chor die Kapelle hieß,

Errata

  1. S. 120 oben. Die markierte Textpassage wurde eingefügt. Siehe Berichtigungen und Nachträge, Seite 273–276.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Horb. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Horb_120.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)