Seite:OAB Horb 123.png

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Rundbogenstyl neu erbaute Pfarrkirche mit dem an sie grenzenden Begräbnißplatze. Der Chor schließt mit einem halben Sechseck, das übrigens im Innern der Kirche rund, und mit einer gewölbten, blau bemalten, mit goldenen Sternen besetzten Decke versehen ist. Das flachgedeckte Langhaus ist dreischiffig, sehr geräumig und hell; Altar, Kanzel, Chorstühle etc. sind im gothischen Geschmack neu ausgeführt. Auf dem Altar stehen zwei sehr gut geschnittene, noch von der früheren Kirche herrührende Bilder, der h. Conradus und der h. Pelagius, denen die Kirche geweiht ist. Der viereckige mit einem Zeltdach versehene Thurm stammt noch aus der gothischen Periode; er besteht aus vier massiven Stockwerken mit schießschartenartigen Lichtöffnungen und hat im unteren Stockwerke einen spitzbogigen Eingang.

Das Pfarrhaus, welches die Heiligenpflege zu unterhalten hat, befindet sich in mittelmäßigem Zustande.

Das 1843–44 erbaute Rathhaus ist ansehnlich und enthält im unteren Stockwerke die Gelasse für den Gemeinderath und ein Schulzimmer, im oberen Stockwerk ebenfalls ein Lehrzimmer und die Wohnungen für den Schulmeister und den Lehrgehilfen.

Ein der Gemeinde gehöriges Armenhaus und ein Privatbackhaus sind vorhanden.

Das den Freiherren von Ow gehörige Schafhaus steht auf der Stelle der ehemaligen Burg, von der der Rest eines viereckigen sehr starken, etwa 20′ hohen Thurms innerhalb des Schafhauses noch vorhanden ist; derselbe birgt ein Verließ, in welchem noch in diesem Jahrhundert gefährliche Verbrecher vorübergehend untergebracht wurden. Er hieß früher der „hohe“ auch „Heiden-Thurm“ und der Ort „Altdorf am hohen Thurm.“

Ritterschaftliche Gutsbesitzer sind die Freiherren von Ow-Felldorfer Linie, die auch abwechselnd mit dem Bischof die Kollatur haben. Außer den von Ow hatten auch der Fürst von Sigmaringen, Freiherr von Münch, die Stadtpfarrei Haigerloch, das Spital Horb und die Pfarrei Ahldorf Zehnten und Grundgefälle, die nun seit dem Jahre 1849 abgelöst sind.

Die Gutsherrschaft besitzt auf der Markung ein zerstreut liegendes, aus 26 Morgen Felder und 154 Morgen Waldungen bestehendes Gut.

Im Ort herrscht öfters großer Wassermangel und die Ortsbrunnen, wie auch der beinahe 1/4 Stunde südlich gelegene Weitenbrunnen, sind nicht mehr im Stande den Wasserbedarf zu befriedigen,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Horb. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Horb_123.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)