Seite:OAB Horb 150.png

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immer hinreichend; überdieß sind im Ort zwei Weiher (Wetten) angelegt.

Die im allgemeinen kräftigen und gesunden Einwohner sichern sich bei einfacher Lebensweise ihr gutes Auskommen theils durch Feldbau und Viehzucht, theils durch Taglohn-Arbeiten bei den landwirthschaftlichen Betrieben der auf der Markung liegenden gutsherrlichen Güter; einzelne arbeiten auch als Maurer, Zimmerleute, Steinhauer etc. im Ort und in der Umgegend. Überdieß sind die gewöhnlichen Handwerke für das örtliche Bedürfniß vertreten. Auch bestehen zwei Schildwirthschaften, beide mit Bierbrauerei, vier Krämer und eine Ziegelhütte (Erblehen von dem Freiherrn von Ow, nun abgelöst).

Die Vermögensumstände sind im allgemeinen recht gut und haben sich in neuerer Zeit durch die Erlöse aus den Hopfen und anderen Einnahmen wesentlich gehoben. Der vermöglichste Bürger besitzt etwa 40 Morgen, der sogenannte Mittelmann 15–20 Morgen und die minderbemittelte Klasse 3–6 Morgen. Ohne Grundbesitz ist Niemand im Ort und Armenunterstützungen sind nicht zu reichen. Die Volkstracht verschwindet täglich mehr und nur bei feierlichen Veranlassungen tragen die Jungfrauen noch sogenannte Schappeln, zwei hinabhängende Zöpfe mit rothseidenem Bande durchflochten, das bis zu den Beinen hinabreicht, weiße Hemdärmel und Schürze, nebst dem vielgefalteten Wiflingrock, der früher nicht über die Knie hinabreichte. Zu dieser in der ganzen Gegend üblichen Tracht kam ehemals noch der reiche dreieckige Fürstecker, unter der Brust zum Zusammenhalten des rothen Mieders mit einer Kette überschnürt. Die Weiber trugen enganliegende blaue Pletschhauben, hinten goldgestickt und vorn mit Spitzen, die blaue Jacke und den Wiflingrock hellblau oder roth eingefaßt. Alle Mannspersonen trugen kurze gelbe Lederhosen und Schuhe, rothe Weste mit vielen Kugelknöpfen; die Ledigen eine Pelzmütze, oben flach mit grünem Sammt und Goldtrottel und im Winter eine blaue Jacke mit vielen blanken und breiten Flachknöpfen; die Verheiratheten an Festtagen den großen schwarzen Dreispitzhut, und einen blauen, roth gefütterten Tuchrock ohne Kragen und Taille und mit den unvermeidlichen Flachknöpfen. An Werktagen diente auch im Winter der Zwilchkittel und Zwilchrock.

Die Markung, welche zu den mittelgroßen des Bezirks gehört, bildet eine flachwellige Hochebene und hat im allgemeinen einen fruchtbaren, größtentheils aus Diluviallehm, theilweise auch aus den Zersetzungen

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Horb. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Horb_150.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)