Seite:OAB Horb 200.png

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und den Stab nebst einigen Gütern und Gefällen zu Hochdorf für 200 fl. Sofort kam Hochdorf zum Amte Nagold[1].

Im Jahr 1549 wurde, nachdem der Ort mit dem Lande überhaupt die lutherische Lehre angenommen hatte, der erste evangelische Geistliche angestellt. Solcher hatte seine Besoldung von der Kommenthurei Rohrdorf, welcher die Kollatur zustand, zu beziehen. Das Patronats- und Nominationsrecht wurde vermöge Abschieds vom 3. September 1568 von genannter Kommenthurei an Württemberg übergeben, wie es denn auch heut zu Tage der Krone zusteht.


Ihlingen,
Gemeinde III. Klasse mit 165 kath. Einwohner, worunter 6 eigener Confession. – Dorf, Filial von Horb.


Der kleine, hinter Obstbäumen versteckte Ort hat 1/2 Stunde südwestlich von Horb, an der Stelle wo das Rexinger Thal in das Neckarthal eingeht, eine sehr angenehme, gegen Norden geschützte, romantische Lage und bietet mit seinem alten Kirchlein im Vordergrunde eine wirklich malerische Ansicht. Eine stattliche Mühle mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang, wie auch einzelne ziemlich ansehnliche Bauernwohnungen, welche sich an der durch den südlichen Theil des Orts führenden Horb-Sulzer Landstraße lagern, verrathen mehr Wohlhabenheit als man bei näherer Nachfrage findet. Die körperlich minder ansehnlichen Einwohner, unter denen man nicht selten kropfige zum Theil kretinenartige Leute findet, sind meist unbemittelt und ihre Haupterwerbsquellen bestehen in Taglohnarbeiten und mühsamem Feldbau. Von den Gewerben ist, außer der schon erwähnten Mühle, nur noch eine Schildwirthschaft und ein geschickter Drechsler, der die besten Gewehrschäfte und Spinnräder in der Gegend verfertigt, anzuführen.

Die uralte in Basilikaform mit plattem Chorschluß erbaute Kirche zu St. Jakob trägt noch Spuren von frühgermanischer Bauweise, namentlich ein Doppelfenster an der Ostseite; sie wurde im Lauf der Zeit styllos verändert und im Jahr 1813 erneuert. Der alte, viereckige Thurm hat in seinem unteren Stockwerke nur schmale Lichtöffnungen, im Glockenhaus aber spitzbogige Fenster. Das Innere der Kirche hat nichts Bemerkenswerthes (siehe über diese Kirche oben Horb und die dortige Stiftskirche).


  1. Über das alte hiesige Erbrecht der Gatten s. Fischer teutsche Erbfolge 2, 247. Wächter, Württ. Priv.-Recht 1, 206.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Horb. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 200. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Horb_200.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)