Seite:OAB Horb 204.png

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Isenburg, dessen letzten Reste in dem ringsumgebenden Burggraben und einigem Mauerwerk, namentlich dem Rest eines Thurms bestehend, zur malerischen Ansicht des Dorfs wesentlich beitragen. Der Ort hat wegen Mittellosigkeit der Gemeinde kein öffentliches Gebäude und die Schule, wie auch die Gemeinderathssitzungen, werden in Miethwohnungen gehalten. Eine Industrieschule ist vorhanden. Durch das Thälchen, in und an welchem das Dorf liegt, fließt ein kleiner, zunächst am obern Theil des Orts entspringender Bach, der während seines kurzen Laufs zu zwei Weihern geschwellt wird, um den im Thälchen liegenden zwei Mühlen (einst Besitzthum der Dominicanerinnen zu Horb,[ER 1] obere Mühle mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang und untere Mühle mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang) das nöthige Wasser zu sichern. Trinkwasser liefern hinreichend drei laufende Brunnen.

Die im allgemeinen kräftig gebauten Einwohner, von denen sich ein großer Theil erst seit 60 Jahren mit Einwilligung der früheren Gutsherrschaften hier ansiedelte, befinden sich in minder günstigen, theilweise dürftigen Vermögensumständen und nähren sich theils von der Landwirthschaft, theils von Kleingewerben, insbesondere vom Korbflechten, welch’ letzteres ihnen ziemlich guten Verdienst sichert; auch arbeiten viele um den Taglohn in der nur 1/2 Stunde entfernten Oberamtsstadt und der Umgegend.

Die kleine, großentheils unebene Markung hat im allgemeinen einen fruchtbaren Boden, der auf der Hochebene aus Lehm, an den Abhängen aus den Zersetzungen des Muschelkalks besteht.

Der Feldbau, welcher im Dreifeldersystem betrieben wird, ist zum Theil ein sehr beschwerlicher, indem viele Güter an den steilen Bergabhängen liegen, während der Betrieb auf der Anhöhe dem des Mutterorts gleichgestellt werden darf. Zur Verbesserung des Bodens wendet man, neben dem gewöhnlichen Stalldünger, die Jauche, den Gips und die Hallerde an. Es werden unter Benützung des deutschen, des flandrischen und des Drillerpflugs die gewöhnlichen Getreidearten gebaut, während in der ganz angeblümten Brache Kartoffeln, Fütterkräuter, Erbsen, Bohnen, Wicken und Hanf zum Anbau kommen; Reps zieht man für den eigenen Bedarf und Hopfen zum Verkauf.

Die Aussaat und der Ertrag der Getreidefrüchte ist wie in Nordstetten. Der geringste Preis eines Morgens Acker beträgt gegenwärtig 200 fl., der höchste 800 fl., während sich die Wiesenpreise von 600–1000 fl. per Morgen bewegen. Einzelne Güterbesitzer

Errata

  1. S. 204. L. 4. [WS: lies L. 10] Nach „Mühlen“ setze: einst Besitzthum der Dominicanerinnen zu Horb. Siehe Berichtigungen und Nachträge, Seite 273–276.
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Horb. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Horb_204.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)