Seite:OAB Horb 217.png

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eingehende gewölbte Kuppel. Die Unterhaltung hat die israelitische Kirchengemeinde.

Ein Gemeindewaschhaus ist vorhanden.

Der sog. 1790 erbaute Christiansbau und die ehemalige Gerberei, welche an Privaten vermiethet werden, sind, wie auch die Bierbrauerei zum Adler, Eigenthum der Gutsherrschaft.

Westlich vom Ort erhebt sich auf einem steilen, gegen ein enges Thälchen vorgeschobenen Bergvorsprung das imposante, die ganze Gegend zierende Schloß Hohen-Mühringen, der Sitz des ritterschaftlichen Gutsherrn, Freiherrn von Münch. Der Punkt, auf dem das Schloß steht, ist von drei Seiten natürlich fest und war an der allein zugänglichen nördlichen Seite mittelst eines tiefen Grabens wohl befestigt und unzugänglich gemacht. Der gegenwärtige Besitzer ließ in neuester Zeit unter Benutzung des alten Schlosses einen großartigen Neubau im reichen gothischen Styl nach dem Entwurf des Bauinspektors Rupp zu Reutlingen aufführen und im Jahr 1857 hiemit beginnen. Das ursprüngliche und nun auch das neue Schloß zerfällt in das untere und obere Schloß; das untere, meist noch in seiner ursprünglichen Form erhaltene, schließt im Verein mit großartigen Ökonomiegebäuden einen ansehnlichen Hofraum ein. Über dem Eingang in denselben ließ der Besitzer nach alter Sitte sinnige, kernige Sprüche und Reime anbringen, welche bei dem Beschauer Erinnerungen an längst vergangene Zeiten hervorrufen. Zu dem oberen, jetzt größtentheils neuen Schloß führt über den tiefen Burggraben eine schöne hölzerne Brücke zu dem gothisch gehaltenen Eingang in den oberen Hofraum. Gleich beim Eintritt in denselben steht links die schön erneuerte alte Schloßkapelle, die mittelst eines Gangs mit dem Schloß verbunden ist; sie enthält einen kunstreichen, altdeutschen, ebenfalls restaurirten Flügelaltar, der ursprünglich in der Kapelle gestanden hatte; überdieß ist auch an der Seitenwand ein alter Altarschrank angebracht. Unter der Kapelle befindet sich die Gruft der adeligen Familie. Das eigentliche Schloß besteht aus drei Flügeln, die den aus alten Zeiten stammenden sogen. Heidenthurm umfangen; auf diesem über die Schloßgebäude majestätisch sich erhebenden, gleichfalls restaurirten Thurme, erschließt sich dem Auge eine entzückende Rundsicht, welche gegen Süden von einem großen Theile der Alp großartig begrenzt ist.

Der Haupteingang in das mit Staffelgiebeln versehene Schloß ist mit Krappen geziert und in dem spitzen Bogenfeld prangt auf

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Horb. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Horb_217.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)