Seite:OAB Horb 218.png

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Glas gemalt das Wappen der Freiherren von Münch. Gleich beim Eintritt in das Schloß gelangt man in einen Raum, der mit alten Waffen, Rüstungen, Folterwerkzeugen, Hirschgeweihen etc. geziert ist; die Wohngelasse des Schlosses sind aufs reichste, theilweise im reinsten gothischen Styl ausgestattet und enthalten nebenbei sehr werthvolle Gemälde und Kunstgegenstände aus alter und neuer Zeit. Der ganze Gebäudekomplex ist mit einer Mauer umfriedigt und außerhalb desselben, jenseits des Burggrabens, steht der Fruchtkasten oder der neue Bau, der als Magazin dient und zugleich die Wohnungen einiger Diener des Gutsherrn enthält. Die Schloßgebäude sind mit freundlichen Gartenanlagen umgeben und in den ganz nahe gelegenen, aus den verschiedensten Holzarten bestehenden, mit reicher, seltener Flora geschmückten Waldungen sind schöne, schattige Spaziergänge mit einladenden Ruheplätzen angelegt.

Mit gutem Trinkwasser, das acht laufende Brunnen mit süßem Wasser und zwei mit Sauerwasser liefern, ist der Ort im Überfluß versehen; mittelst eines gut angelegten Druckwerks wird sehr gutes Trinkwasser zu dem Schloß hinreichend geleitet. Am Fuß des Schloßbergs entspringt eine starke Quelle, die so sehr inkrustirt, daß eingelegte Gegenstände innerhalb 14 Tagen mit einer Linien dicken Kalksinterschichte überzogen werden; die Wasserkraft treibt nicht allein das Druckwerk zum Schloßbrunnen, sondern auch eine Öl-, Schleif- und Gipsmühle. Der Schloßbrunnen, den der gegenwärtige Besitzer errichten ließ, besteht aus dem Standbild der h. Kumerana, die das Wasser aus einem in den Händen haltenden Kruge in die Brunnenschale gießt. Ein kleiner, theils überwölbter, theils offener Bach fließt durch den Ort. An der östlichen Ortsseite fließt die Eyach vorüber, auf der Verdienst bringende Flößerei mit Langholz, Brettern und Hopfenstangen getrieben wird. Am Ort ist von dem Flüßchen ein Arm (Mühlkanal) abgeleitet, von dem zwei Mühlen, beide mit je drei Mahlgängen und einem Gerbgang, nebst Säg-, Öl- und Reibmühle in Bewegung gesetzt werden. Die nicht bedeutende Fischerei, welche Eigenthum der Gutsherrschaft und von dieser verpachtet ist, liefert nur Weißfische, Barben, Schuppfische, Gruppen und als Seltenheit Aale. Über den Mühlkanal und über die Eyach ist je eine hölzerne Brücke angelegt. Brückengeld wird eingezogen, was der Gemeinde jährlich etwa 100 fl. einträgt.

Den Verkehr mit der Umgegend vermitteln eine Poststraße über Nordstetten nach der 11/2 Stunden nordwestlich gelegenen Oberamtsstadt

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Horb. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 218. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Horb_218.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)