Seite:OAB Horb 264.png

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angelegte Ort, an dessen südlichem Ende ein kleines Seitenthal des Neckarthales beginnt, durch welches die Vicinalstraße von Weitingen auf die im Neckarthal angelegte Mühlen-Börstinger Straße führt; weitere Vicinalstraßen sind nach Rohrdorf, Eutingen und nach Ergenzingen angelegt. Die Entfernung bis zur nächst gelegenen Eisenbahnstation Eyach beträgt 1/2 Stunde. Zwei hölzerne Brücken, die eine über den Neckar, die andere über die Eyach sind vorhanden. Die im allgemeinen mittelgroßen Gebäude sind aus Holz aufgeführt, mit steinernen Unterstöcken versehen und haben durchgängig eine Ziegelbedachung. Um das Dorf ziehen sich freundliche Gemüse- und Baumgärten, einen schönen Rahmen um dasselbe bildend.

Der Ort hat in seiner Mitte eine 1504 erbaute, dem heiligen Martin geweihte Pfarrkirche und am nördlichen Ortsende eine 1770 errichtete Kapelle; an denselben stehen ein Pfarrer und ein Kaplan. Das Patronat zur Pfarrei hat der Fürst von Fürstenberg, das zur Kaplanei der Staat. Die im einfachen spätgothischen Styl schön erbaute Pfarrkirche hat spitzbogige Eingänge und spitzbogige mit Maßwerk gefüllte Fenster an dem Langhaus und an dem mit einem halben Achteck schließenden, mit Streben versehenen Chor. Der aus vier Stockwerken bestehende viereckige, mit einem Satteldach versehene Thurm hat in seinem obersten Stockwerk gothische Fenster und in den übrigen Schießscharten. Von den drei Glocken ist eine auffallend groß und trägt folgende Umschrift: in sant lux, sant marx, sant johannes, sant mateus er (Ehre) gos mich pantlion sydler von eßlingen als man zalt 1512 jar amen. Auf der mittleren steht ..... Miller zu Eßlingen gos mich 1592. Die Inschrift der kleinsten ist unleserlich. Von dem Thurme entfaltet sich dem Auge eine sehr schöne Rundsicht. Das Innere der Kirche ist freundlich; von dem flach gedeckten Langhause führt ein spitzer Triumphbogen in den um drei Stufen höher gelegten Chor, dessen Netzgewölbe blau getüncht und mit goldenen Sternen besetzt ist.

Die an dem Gewölbe angebrachten Schlußsteine enthalten von Westen nach Osten folgende Bildwerke: 1) Das Wappen der Herrn von Speth, 2) der h. Petrus, 3) ? 4) der h. Sebastian, 5) der h. Martin, 6) die Mutter Gottes. Der im Rococogeschmack gehaltene Hochaltar enthält ein Gemälde die Krönung Mariä. Von den Seitenaltären im Schiff enthält einer, ebenfalls in Rococofassung, Christus am Ölberg, der andere, der neu von Maintel gefertigt ist, die Verkündigung; unter demselben ist der Rest einer Predella aus dem Ende des 15. Jahrhunderts, Christus mit den zwölf Aposteln

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Horb. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 264. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Horb_264.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)