Seite:OAB Horb 265.png

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vorstellend, gut gemalt angebracht. Die Unterhaltung der Kirche hat die Gemeinde.

Von der Kapelle besteht folgende Legende: im 13. Jahrhundert fand ein Bauer beim Pflügen ein aus Lindenholz geschnitztes Bild, Maria mit dem sterbenden Christus, und ließ dasselbe auf der Fundstelle in eine Bildsäule stellen. 1506 wurde daselbst eine kleine Kapelle erbaut und 1770 die jetzige große Kapelle, in der wochentlich zwei Messen (Dienstag und Samstag) gelesen werden. Die Kapelle ist im einfachen neuern Rundbogenstyl erbaut und trägt auf der vorderen Giebelseite ein sechseckiges Thürmchen (Dachreiter). An der Außenseite ist ein Ecce homo aus dem Ende des 15. Jahrhunderts eingemauert; dasselbe stellt in einer schön gothisch konstruirten Nische Christus mit der Dornenkrone in Brustbild dar, über dem sich eine mit Krappen und Giebelblume gezierte Spitzsäule erhebt.

Das Innere der Kapelle, die aus einer besonderen Stiftung unterhalten wird, hat nichts Bemerkenswerthes.

Der Begräbnißplatz, welcher früher um die Pfarrkirche lag, wurde 1822 aufgegeben und dagegen ein neuer außerhalb (westlich) des Orts angelegt.

Das 1762 erbaute, nahe der Kirche gelegene Pfarrhaus, das die Gemeinde zu unterhalten hat, befindet sich in gutem baulichen Zustande.

Das Kaplaneihaus ist 1780 erbaut worden und muß ebenfalls von der Gemeinde unterhalten werden.

Das 1819 erbaute Schulhaus, welches auch als Rathhaus dient, ist ein ansehnliches Gebäude, das außer den Gemeinderathsgelassen, drei Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters enthält; letztere wird gegenwärtig von dem Unterlehrer bewohnt, weil der Schulmeister sein eigenes Haus benützt.

Ein Gemeindebackhaus, zwei Gemeindewaschhäuser und ein Armenhaus sind vorhanden.

Gutes Trinkwasser liefern ein laufender und viele Pumpbrunnen hinreichend; außerhalb (nordöstlich) des Orts besteht ein kleiner See.

Die Einwohner sind im allgemeinen schön gewachsene, kräftige Leute, die in Sitte und Lebensweise den übrigen Gäubewohnern ziemlich gleich stehen; großer Fleiß, Einfachheit und Sparsamkeit gehören zu den vorherrschenden Eigenschaften. Die echt ländliche Tracht trifft man noch bei den älteren Personen, während die Jugend anfängt die Tracht der Väter zu verlassen und sich halbstädtisch zu kleiden. Eigenthümliche Gebräuche bei Taufen, Hochzeiten und Leichenbegängnissen

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Horb. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 265. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Horb_265.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)