Seite:OAB Nagold 102.png

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mit den Giebelseiten gegen die Straße gekehrt, und haben nicht selten einen sehr reichen, interessanten Holzbau. Die Vorstädte sind aus neuerer Zeit, namentlich der von dem Postamtsgebäude nordöstlich gelegene Theil, welcher im Jahr 1825 in der Nacht vom 26–27. Okt. abbrannte; 11 Gebäude waren damals ein Raub der Flammen geworden. Die Straßen in den Vorstädten sind regelmäßiger, breiter angelegt als in der Altstadt und theils gepflastert, theils macadamisirt.

Von öffentlichen Plätzen sind zu nennen: der Marktplatz bei dem Rathaus, der Postplatz vor dem Postamtsgebäude, welche streng genommen nur verbreiterte Straßen sind, und der sogenannte Stadtacker, ein außerhalb der Stadt in der Nähe des Oberamtsgerichts gelegener mit Bäumen besetzter Platz, auf dem sich die Turnanstalt befindet und das landwirthschaftliche Fest etc. abgehalten wird.

An der westlichen Seite der Stadt fließt die Nagold, an der südlichen die Waldach, welche sich mit ersterer zunächst der Stadt vereinigt; kurz vor ihrer Vereinigung bildet die Waldach mehrere Arme und umschließt einen Theil der Vorstadt, die sogenannte Insel. An Brücken sind vorhanden: die obere, eine aus Stein aufgeführte auf 3 Pfeilern ruhende Brücke, welche an der Freudenstadter Straße über die Waldach angelegt ist; die aus Holz erbaute, auf 2 steinernen Pfeilern ruhende untere Brücke führt unterhalb der Stadt über die Nagold.

Von beiden Brücken wird Brückengeld bezogen, was der Gemeindekasse, nebst dem Pflastergeld eine Pachtsumme von etwa 350 fl. jährlich einträgt. Überdieß bestehen innerhalb der Stadt noch 2 hölzerne Brücken, welche die Vorstadt Insel mit der Stadt verbinden, und außerhalb des Orts noch 3 weitere hölzerne Brücken über die Waldach und eine über die Nagold; eine Privatbrücke führt bei der Sägemühle über die Nagold. Auch wurde 1860 eine steinerne Brücke über die Nagold neu erbaut.

Von öffentlichen, der Gemeinde gehörigen Gebäuden sind zu nennen.

1) Die Pfarrkirche, zu unserer lieben Frau, in der Marktstraße, nächst dem ehemaligen oberen Thor gelegen: sie ist dreischiffig im frühgermanischen Style erbaut, jedoch durch mehrere an ihr vorgenommenen Veränderungen entstellt und namentlich des Maßwerks in den spitzen Bogentheilen der schlanken Fenstern beraubt worden. Das Innere der Kirche ist einfach weiß getüncht und mit flacher, hölzerner Decke versehen; das Mittelschiff ruht auf 6 (je 3 auf einer Seite), runden, ganz einfachen Säulen (ohne Kapitäl), von

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_102.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)