Seite:OAB Nagold 122.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

zu dem noch ein freistehendes Öconomiegebäude gehört. Seit 1604 ist Altensteig der Sitz eines Forstamtes mit Ausnahme des Jahrs 1818–1819, in welchem es nach Nagold verlegt war. Das Landbuch von 1624 führt schon „das Forst- und Jagdhaus in Vorstatt“ an.

5) Der Fruchtkasten, ein Nebengebäude des ehemaligen Schlosses, steht zwischen dem Cameralamt und der neuen Kirche.

Die Stadt ist mit gutem Trinkwasser hinreichend versehen. Von den vorhandenen 8 laufenden Brunnen sind 6 in der Vorstadt und 2 in der Altstadt, von denen die letzteren in sehr trockenen Jahrgängen zuweilen ihren Dienst versagen, so daß das Wasser in den tiefer gelegenen Stadttheilen geholt werden muß. Der 4röhrige Marktbrunnen ist mit einer im Rococcogeschmack gut ausgeführten Brunnensäule versehen, welche das Württ. Wappen und die Jahrszahl 1747 enthält.

Die Nagold und die von ihr abgeleiteten Mühlkanäle fließen durch die Vorstadt und reichen daselbst manchem Gewerbe hilfreich die Hand; über dieselben sind innerhalb der Stadt 9 hölzerne Brücken und 9 Steege angelegt und überdieß bestehen auf der Stadtmarkung noch weitere 4 Brücken über die Nagold. Brücken- und Pflastergeld wird erhoben, was der Gemeindekasse gegen 100 fl. jährlich einträgt. Die Nagold tritt öfters aus ihrem Bett und schadet zuweilen den nahe gelegenen Gebäuden und Güterstücken. Das Fischrecht hat der Staat, welcher es an Ortsbürger verpachtet. Nach dem Landbuch von 1624 bestanden früher oberhalb der Stadt 4 von Brunnenquellen gespeiste, mit Karpfen und Forellen besetzte Weiher, und zwar: 1) der 3 Morg. 18 Ruth. große Schießweiher: 2) von demselben abwärts lag ein 1/2 Morg. 33 Ruth. großer Weiher; 3) der Schleifweiher, beinahe 2 Morg. groß und 4) der 11/2 Morg. große Forellenweiher. Eine kleine Badanstalt ist vorhanden, deren Wasser viele Lohtheile etc. von den Gerbereien enthält und deshalb nicht ohne vortheilhafte Wirkung seyn soll.

Die Einwohner sind im Allgemeinen körperlich ziemlich unansehnlich und der Kropf wie auch Spuren des Cretinismus gehören nicht zu den Seltenheiten; in Folge des vielen Verkehrs mit dem In- und Auslande trifft man, neben natürlichen Anlagen, eine gewisse Klugheit und Gewandtheit im Umgange, wodurch übrigens ihr Sinn für Religion und Wohlthätigkeit nicht beeinträchtigt wird. Ihre Vermögensumstände sind größtentheils geordnet und der sog. Mittelstand ist der vorherrschende, übrigens fehlt es auch nicht an

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_122.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)