Seite:OAB Nagold 248.png

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den Unterhaltungskosten der Kirche hat die Gemeinde 2/3 und der Filialort Ebershardt 1/3 zu bestreiten. Die erste auf der Stelle der Kirche gestandene Kapelle ließen 11 Bauern, aus denen früher die Bürgerschaft des Orts bestand, auf ihre Kosten erbauen und machten sich nebenbei verbindlich dem aus ihren Mitteln bestellten Kaplan jährlich 11 Klafter Holz zu liefern, welche der gegenwärtige Ortsgeistliche noch bezieht.

Der früher um die Kirche gelegene Begräbnißplatz wurde im Jahr 1838 aufgegeben und außerhalb des Orts an der Straße nach Gaugenwald ein neuer angelegt.

Das in der Nähe der Kirche gelegene Pfarrhaus befindet sich in gutem Zustande und wird von dem Staat unterhalten.

Die Pfarrcollatur ist landesherrlich.

Das Schul- und Rathhaus ist ein sehr ansehnliches im mittelalterlichen Spitzbogenstyl im Jahr 1846 mit einem Aufwand von 7000 fl. hergestelltes Gebäude, das auf der vorderen Seite ein spitzes Giebelthürmchen trägt; es enthält 2 geräumige Lehrzimmer, die Wohnung des Schulmeisters und im oberen Stockwerke die Gelasse für den Gemeinderath. Eine Industrieschule besteht.

Ein öffentliches Back- und Waschhaus, in welchem sich auch das örtliche Gefängniß befindet, ist vorhanden.

Trinkwasser liefern 6 Pumpbrunnen, die jedoch in trockenen Jahrgängen ihren Dienst versagen, so daß das Wasser an dem 1/8 Stunde südwestlich vom Ort gelegenen Fruchtbrunnen, einer reichlichen, sehr guten Quelle, (Ursprung des Tiefenbachs) und an dem nahe bei derselben hervordringenden Scheltenbrunnen geholt werden muß. Auch besteht in der Nähe des Fruchtbrunnens ein Weiher und im Ort selbst wurde im Jahr 1849 eine Wette angelegt; früher bestand auf den Seewiesen ein weiterer Weiher, der längst in Wiesengrund umgewandelt wurde.

Die im Allgemeinen körperlich kräftigen und gutgewachsenen Einwohner sind fleißig, sparsam und haben regen Sinn für Religion; auch die Secte der Neukirchlichen hat hier Boden gefunden und gegenwärtig bekennen sich 18 Personen zu derselben. Die Erwerbsquellen bestehen in Feldbau verbunden mit Viehzucht und bei den minder Bemittelten in Holzmachen, Einsammeln von Tannenzapfen etc. durch letzteres kann sich ein gewandter Sammler in einem Winter 150–200 fl. verdienen. Von den Gewerben sind außer den gewöhnlichen Handwerkern nur 2 Schildwirthschaften, eine Bierbrauerei und 2 Krämer zu nennen. Die Vermögensumstände sind ziemlich gut und nur 6 Kinder und ein Mann werden von Seiten der Gemeinde

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 248. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_248.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)