Seite:OAB Nagold 253.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

ummauerte, wohl befestigte Altstadt, in die obere und untere Vorstadt; die obere Vorstadt liegt außerhalb des oberen Thors an der Westseite auf dem höchsten Punkte der Stadt; die untere Vorstadt ist größtentheils an der Ostseite gelegen und zieht sich von der Stadtmauer abwärts bis an die Nagold. Überdieß steht noch eine Häusergruppe auf dem rechten Ufer der Nagold bei der unteren Brücke. Die Altstadt, welche ein beinahe regelmäßiges Viereck bildet, ist gegenwärtig noch mit einer starken, theilweise aus Buckelsteinen aufgeführten Mauer umgeben, auf der sogar der Umgang zum größeren Theil noch erhalten ist und begangen werden kann. Graben, Zwinger und Wall hatte sie nur an der westlichen und östlichen Seite, während an der südlichen Seite ein solcher nicht nöthig war, weil hier die Stadtmauer oben an dem Rande des äußerst steilen felsigen Bergabhanges hinläuft und an der nördlichen die Nagold die Stelle des Grabens vertrat. Dagegen lauft eine starke, abgestaffelte Mauer von der südwestlichen Ecke der Stadt bis in die Thalebene zu dem ehemaligen Hasenthor und machte einen Theil der Vorstadt von Westen her unzugänglich. Die Stadt hatte 7 Thore und zwar:

1) Das obere Thor an der westlichen Stadtseite; es war ein sogen. Doppelthor, von dem das eine Thor außerhalb des Stadtgrabens, das andere innerhalb desselben stand. Über letzterem erhob sich ein starker 4eckiger Thurm und beide Thore waren mittelst einer Zugbrücke verbunden, die nun in eine steinerne, auf 2 Bögen ruhende Brücke umgewandelt ist. Die Thore wurden 1822 abgebrochen. Außerhalb des obern Thors stand an dem Haus von Schlossermeister Gräßles Wittwe das sogen. Gitterthor, welches vermuthlich nur ein hölzerner Rechen war.

2) Das untere Thor an der Nordseite der Stadt, das zu der steinernen, auf einem Pfeiler ruhenden Nagoldbrücke führte; es war ebenfalls ein mit Thürmen versehenes Doppelthor, von dem das innere im Jahr 1829, das äußere, zunächst an der Brücke gestandene, aber schon früher abgebrochen wurde.[1]


  1. An beiden Thoren, an dem oberen und unteren, waren die Thürme bemalt, was folgende Stellen in dem städtischen Protokoll vom 5. Juli 1600 nachweisen: Jakob Zuberle Mahler von Tübingen fordert von zweien fürstlichen und der Stadt zweien Wappen am Ober- und Unterthurm von gutten Farben und wahrhaft zu mahlen 24 fl. Ferner: Ist ihm davor von zweien Jägern und zweien Hirschen zu mahlen 22 fl. gutter Landswährung (was er nit allhier verzöhrt) zu geben versprochen, und soll ihm ein Maurer zugeben werden, der ihm an beede Thürme einen
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 253. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_253.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)