Seite:OAB Nagold 271.png

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Gesänge anzunehmen, doch wollten sie einen Prediger sich gefallen lassen, Messe und Geläute abschaffen. Da man einzeln mit ihnen handelte, zeigten sich die vier jüngsten Nonnen nachgiebiger, desto weniger die älteren. Im Okt. 1557 erschien daher Balthasar von Gültlingen und erklärte, der Herzog könne ihre gräulichen Irrthümer und abgöttischen Ceremonien nicht länger dulden. Dennoch als auch jetzt die Nonnen sich nicht fügen wollten, erfolgte die angedrohte Execution noch nicht; nur in die evangelische Predigt in der Klosterkirche zwang man die Nonnen zu kommen. Erst 1559 erschien von Gültlingen wieder und schloß die Urkunden des Klosters ein und gestattete aber noch eine zweimonatliche Frist, damit die Nonnen sich mit ihren Verwandten und Freunden berathen könnten. Die Scheu vor diesen Verwandten von Adel war es vornemlich, warum man mit ihnen so gelind verfuhr. Noch 1580 waren die Nonnen im Besitz des Klosters, welches erst nach dem Tod der letzten ganz eingezogen wurde.

Viele Fräulein aus den Familien Ehingen, Kechler, Neuneck, Ow, Weitingen etc. hatten frei den Schleier getragen. Aus der Reihe der hiesigen Priorinnen sind bekannt Guta 1293 (Mone, Zeitschrift 2, 370); Adelheid die Hutin 1363, Agnes Gräfin von Hohenberg 1379 u. ff., Anna Gräfin von Kirchberg 1433, 1434. Adelheid von Winkenthal 1440, 1447. Barbara von Gültlingen 1454, 1463. Elsbet von Friedingen 1519, Barbara von Friedingen † 1553, Dorothea von Ehingen 1556 † 1570 (Crus. Annal. 3, 479).

Die bedeutendsten Besitzungen des Klosters waren das Dorf Ober-Jettingen (O.A. Herrenberg, erworben 1277. 1288 ff.) und der Hof Monhard. Sonst hatte es Güter, Gülten etc. im jetzigen Oberamt Nagold zu Ebhausen, Effringen, Iselshausen, Pfrondorf, Rohrdorf, Schietingen, Schönbronn, Sulz, Unter-Schwandorf, Walddorf, Wildberg; im jetzigen O.A. Herrenberg zu Affstätt, Kayh, Kuppingen, Mötzingen, Pfäffingen, Unter-Jettingen; im O.A. Böblingen zu Holzgerlingen; im O.A. Calw zu Simmotzheim; im O.A. Sulz zu Fürnsaal. An Waldungen besaß es 1464 1060 Morgen.[1]

Im Jahr 1525 im Bauernkrieg erlitt das Kloster arge Plünderung und Verwüstung.


  1. Kloster Reuthiner Urkunden stehen bei Besold Virg. 471–487.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 271. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_271.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)