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Wappen der Stadt Neuenbürg.
Wappen der Stadt Neuenbürg.

Als Wappen führt die Stadt im blauen Schilde einen rothen Thurm.

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In dem engen, tief und schroff eingefurchten Enzthale, das sich hier in einem wohlgerundeten Bogen um den steil ansteigenden Schloßberg wendet und demselben gegenüber eine amphitheatralische bewaldete Steilwand bildet, liegt die nicht große Stadt, von der die Vorstädte durch die rasch fließende Enz getrennt sind. Die eigentliche, auf der rechten Seite des Flusses gelegene Stadt lagert sich theils in der Thalebene am Fuß des Schloßbergs, theils steigt sie an den unteren Ausläufern desselben etwas aufwärts, während die obere Vorstadt, Vorstädtle genannt, in die Thalebene, die untere Vorstadt aber an der gepflasterten Hafnersteige hingebaut ist. Die Stadt brannte im Jahr 1783, in der Nacht vom 23. auf den 24. Mai, von dem Gasthaus zum Bären bis in die Nähe der oberen Brücke ab, so daß über 70 Gebäude, worunter die Kirche, das Rathhaus, die lateinische und deutsche Schule, ein Raub der Flammen wurden. Der Schaden ist auf 85.000 fl. geschätzt worden. Bei dem Wiederaufbau der Stadt verlor sie ihre Ringmauren und Thore, deren 3 vorhanden waren und zwar das obere Thor in der Nähe der oberen Brücke, das untere Thor an der untern Brücke und das Burgthor hinter der Kirche. Die Stadtgräben sind eingefüllt und theilweise überbaut worden. Dagegen hat die Stadt durch die nach dem Brande erbauten, häufig mit Walmdächern versehenen, zum größten Theil verblendeten Gebäude und die regelmäßige Führung der meist breiten, durchgängig gepflasterten Ortsstraßen, von denen die Marktstraße die bedeutendste ist, ein freundlicheres Aussehen erhalten. Die obere Vorstadt, welche bei dem Brande verschont blieb, besteht meist aus alten, minder ansehnlichen Wohnungen, während die untere Vorstadt, um mehr Raum zu gewinnen, zum größten Theil erst nach dem Brande entstand. Die Verbindung und der Verkehr der beiden Enzufer ist durch folgende 4 hölzerne Brücken hergestellt: 1) die südlich der Stadt bestehende Schlößlesbrücke, welche von der Stadt und einzelnen Amtsorten unterhalten wird, 2) die obere Brücke, welche die Stadt mit der oberen Vorstadt verbindet, 3) die untere Brücke stellt die Verbindung zwischen der Stadt und der unteren Vorstadt her; beide letztere müssen von der Stadt unterhalten werden. 4) Die sogenannte Reitbrücke zwischen der oberen und untern Sensenfabrik, deren Unterhaltung neben einem Beitrag von der Stadt und der Gemeinde Gräfenhausen, den Besitzern der sogenannten Reitwiesen und der Sensenfabrik zusteht. Von

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neuenbürg. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 099. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Neuenbuerg_099.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)