Seite:OAB Neuenbuerg 183.png

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gelegenen Klosterdörfer wie Malsch und Langensteinbach vorbehielt (Mone, Zeitschr. 5, 216).

Im Bauernkrieg 1525 plünderten die Aufrührer das Kloster und benützten die Archivalurkunden als Streu. Im J. 1527 brannte die Abtei ab und der Abt wurde hiebei so sehr beschädigt, daß er dem Kloster nicht mehr vorstehen konnte.

Als 1535 Herzog Ulrich auch in Herrenalb reformiren wollte, baten die Mönche um Bedenkzeit, welche ihnen auch bis zum 23. Okt. bewilligt wurde. An diesem Tage aber erschienen im Kloster Reinhard von Sachsenheim und Philipp Volland, Vogt in Markgröningen, mit einem Credenzschreiben und mündlichen Auftrag des Herzogs, es sey sein ernstlicher Wille und Befehl, daß man seinen Gesandten Kleinodien, Gold, Silbergeschirr, Briefe, Register, Rechnungen u. s. w. ausliefere. Die Mönche aber sollten sich vorbereiten, um mit ihrer fahrenden Habe in längstens vierzehn Tagen dahin ziehen zu können, wohin der Herzog sie bescheide. Der Convent protestirte hiegegen und es wurde ihm gestattet, eine Supplik an den Herzog zu schicken; diese blieb jedoch ohne Erfolg, und am 28. Okt. erschienen Abgeordnete des Herzogs in Begleitung des Ambrosius Blarer mit 30 Pferden und 70–80 Bogenschützen, welche vor dem Kloster ihre Gewehre abfeuerten. Abt und Convent wurden vorgefordert und ihnen erklärt, es bleibe bei der fürstlichen Entschließung, wenn sie sich nicht gutwillig fügen wollten, so brauche man Gewalt. Die verlangte Bedenkzeit wurde nicht bewilligt; da entschloß sich der Abt zur Übergabe der Schlüssel, worauf die Heiligthümer des Klosters, Gold und Silber in Fruchtsäcke gepackt und nach Stuttgart geführt wurden. Im Januar 1536 wurde der noch vorhandenen Klostergeistlichkeit erklärt, sie müßte entweder den Mönchshabit ablegen oder mit einem Leibgeding das Kloster verlassen (Mone, Anzeiger 1834, 236). Der Abt Lucas Götz von Merstetten (bei Münsingen), welcher von Herrenalb abgezogen am 1. März 1536 auf der Pflege Langenstein vor Notar und Zeugen betheuerte, daß er nur aus Zwang sein Ordenskleid abgelegt habe, schien mit Gewalt sich wieder im Kloster festsetzen zu wollen und wurde deshalb nach Stuttgart in Haft gebracht; man gab ihm Schuld, 30.000 fl. bei Seite gethan zu haben. Sofort wurde Georg Trippelmann, genannt Paiß, aus Tübingen zum Administrator bestellt und nachgehends in Folge des Schmalkaldischen Krieges derselbe noch als katholischer Abt ernannt.

Gleichwohl schritt man zur weiteren Einführung der Reformation im ganzen Klosterbezirk. Abt Georg im J. 1555 resignirend

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neuenbürg. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 183. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Neuenbuerg_183.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)