Seite:OAB Neuenbuerg 187.png

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Höfen,
Gemeinde III. Klasse mit 409 Einw., worunter 2 Kath.; Pfarr-Filial von Calmbach.


An einer der reizendsten Stellen des tiefeingeschnittenen Enz-Thales, gerade wo der Forellenbach in die Enz mündet, liegt an der Landstraße von Neuenbürg nach Wildbad und Calw zu beiden Seiten des Flusses das weitläufig in die Länge gebaute, ansehnliche Dorf, dessen freundliche, zum Theil stattliche, im städtischen Styl erbaute Gebäude den Anblick schöner Landsitze gewähren.

Das in neuerer Zeit erbaute Schulhaus, ein ansehnliches Gebäude mit Thürmchen und Uhr auf dem First, steht frei an einem der hervorragendsten Punkte in der Mitte des Dorfs; es enthält neben 2 geräumigen Schulzimmern auch die Wohnung des Schulmeisters und die Gelasse für den Gemeinderath. Ein neuer Begräbnißplatz wird gegenwärtig angelegt. Mit frischem, sehr gutem Trinkwasser ist der Ort hinreichend versehen, überdieß durchfließt ihn raschen Laufs die Enz und dient nicht nur der hier schwunghaft betriebenen Holzflößerei, sondern setzt auch die unterhalb des Orts gelegenen 2 Sägmühlen (die obere und untere Sägmühle) in Bewegung; eine weitere Sägmühle steht an dem Forellenbach 1/8 Stunde östlich vom Ort. Zwei hölzerne Brücken führen im Ort über die Enz.

Die Boden- und klimatischen Verhältnisse sind dieselben wie in Calmbach.

Die im Allgemeinen kräftigen Einwohner, welche nicht selten ein hohes Alter erreichen, haben in Charakter und Manieren etwas Ansprechendes. Bedeutender Holzhandel, Holzflößerei und Holzmachen bilden auch hier, wie in dem Mutterort, die Haupterwerbsquellen und sichern den rührigen Einwohnern ihr gutes Auskommen; der Ort zählt neben der im Allgemeinen vorhandenen Wohlhabenheit mehrere sehr reiche Holzhändler. Der Ackerbau ist unbedeutend, dagegen wird der ausgedehnte Wiesenbau rationell betrieben und erlaubt eine namhafte Rindviehzucht, wie sich denn auch der Ort durch einen schönen Viehstand auszeichnet; die Nachzucht geschieht durch 2 Farren (Montefoner- und Landrace), welche ein Ortsbürger Namens der Gemeinde hält. Der Ertrag und die Bewirthschaftung der Güter ist wie im Mutterort; die Preise eines Morgens Acker bewegen sich von 160 bis 400 fl., die der Wiesen, welche größtentheils wässerbar sind, von 250–600 fl. Der Gartenbau wird sorgfältig gepflegt und nicht allein zum Nutzen, sondern auch zum Vergnügen betrieben. Die Obstzucht ist ziemlich ausgedehnt und immer noch im Zunehmen begriffen; neben den gewöhnlichen Sorten wird auch sehr feines Tafelobst

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neuenbürg. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 187. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Neuenbuerg_187.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)