Seite:OAB Neuenbuerg 212.png

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24 Morgen, der mittlere und ziemlich häufige 10–12 Morgen, während Unbemittelte entweder gar keinen Grundbesitz, oder nur 1/2 bis 1 Morgen haben. Etwa 6 Familien erhalten Unterstützung von Seiten der Gemeinde. Die Haupterwerbsmittel bilden der Feldbau, die Viehzucht und etwas Weinbau. Im Allgemeinen schließen sich die Einwohner nach Lebensweise, Sitte und Mundart mehr der badischen, als der specifisch schwäbischen Weise an, wie sie denn auch hauptsächlich mit Baden im Verkehr stehen.

Die mittelgroße Markung von Ottenhausen und die kleine von Rudmersbach, welche gegen Norden und Westen an das Großherzogthum Baden grenzen, sind theils flachwellig, theils hügelig, und haben im Allgemeinen einen fruchtbaren Boden, der aus den Zersetzungen des rothen Schieferlettens, des Wellendolomits, des Wellenkalks und der Anhydritgruppe besteht; einzelne Partieen des Wellendolomits zeigen einen unfruchtbaren Boden und die aus Wellenkalk bestehenden Gehänge werden theilweise mit Vortheil für den Weinbau benützt. Nördlich vom Ort kommt Diluviallehm vor. Der weit größere Theil der Markung dient der Landwirthschaft, und würde die Einwohner wohl ernähren können, wenn nicht viele Güter in auswärtigen Händen wären.

Die klimatischen Verhältnisse sind mit Ausnahme von Loffenau die günstigsten im Bezirke und erlauben nicht nur den Anbau der Reben, sondern auch aller sonst in Württemberg vorkommenden Kulturpflanzen, namentlich sind sie dem Obstbau sehr zuträglich. Hagelschlag kommt selten vor.

Die Landwirthschaft wird nur von Einzelnen rationell betrieben, während man im Allgemeinen an dem Alt-Herkömmlichen hängt, daher auch verbesserte Ackergeräthe etc. keinen Eingang finden wollen; ebenso sind die Düngerstätten meist noch unzweckmäßig angelegt, so daß ein großer Theil der Jauche zum Nachtheil der Landwirthschaft und der Reinlichkeit durch die Ortsstraßen und Höfe abläuft. Außer dem gewöhnlichen Stalldünger wird bisweilen der Gyps angewendet.

Der Ackerbau wird im System der Dreifelderwirthschaft, mit ganz eingebauter Brache betrieben, und beschäftigt sich hauptsächlich mit Anbau von Dinkel, Hafer und Gerste, welche Getreidearten wegen ihrer Güte sehr gesucht sind. Bei einer Aussaat von 1 Scheffel Dinkel, 4 Sri. Hafer, 3 Sri. Gerste beträgt der durchschnittliche Ertrag eines Morgens 6 Scheffel Dinkel, 4 Scheffel Hafer und 3 Scheffel Gerste. In der Brache werden vorzugsweise Kartoffeln,

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neuenbürg. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 212. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Neuenbuerg_212.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)