Seite:OAB Oberndorf 026.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Röthenberg etc. sind moorgründig und erzeugen ein saures, wenig nahrhaftes Futter. (Über die Bodenverhältnisse s. auch die Ortsbeschreibungen.)


5. Luft und Witterung.

Die Luft ist im allgemeinen rein und gesund, in den Schwarzwaldgegenden wegen der balsamischen Ausdünstungen der Nadelhölzer erfrischend und stärkend. Auf den Höhen des Schwarzwaldes, wie auch auf der Hochebene östlich desselben finden stets bewegte Luftströmungen, zuweilen Stürme statt, daher die Luft etwas rauh und die Nächte auch den Sommer über meist kühl. In den Thälern sind die klimatischen Verhältnisse wegen der gegen rauhe Winde geschützten Lage beträchtlich milder und im hohen Sommer herrscht öfters eine schwüle Hitze, weil die Sonnenstrahlen in den engen tiefen Thälern und wegen Mangels an bewegter Luft hier kräftiger wirken als auf den freien Hochebenen. Feinere Obstsorten gedeihen noch in den Thälern und im Kinzigthal bei Alpirsbach reift in guten Jahrgängen die Traube an den Kammerzen. Der Winter dauert namentlich in dem westlichen Theil des Bezirks (Schwarzwald) sehr lange, meist von Ende Oktober bis Ende April. Starke, öfters kalte Nebel stellen sich im Neckarthale häufig ein; in dem Schwarzwald kommen wegen des Wasserreichthums und der ausgebreiteten Waldvegetation, welche den beschatteten Boden fortwährend feucht erhält, starke Ausdünstungen häufig vor, die man bei regnerischer Witterung oder bald nachher als Nebelwolken an den Bergen herumziehen sieht; diese zusammengehäuften wässerigen Dünste schlagen sich alsdann bald wieder auf die Erde nieder, daher die wässerigen Niederschläge, als Regen, Schnee, Thau u. s. w. in dem Schwarzwald weit bedeutender sind als in flachen kultivirten Gegenden. Schädliche Frühlingsfröste kommen im Bezirk häufig vor und in Beziehung auf Hagelschlag gehört derselbe zu den minder günstigen, indem nach einem 25jährigen Durchschnitt von 1828 bis 1852 von 100 Morgen bebauten Landes 1,921 Morgen von Hagelschlag betroffen wurden (s. Württ. Jahrbücher 1853. Heft I. S. 169). Am häufigsten wurden die Orte Oberndorf, Beffendorf, Fluorn, Winzeln, Seedorf und in neuerer Zeit auch Sulgen, Sulgau, Mariazell, Bochingen von Hagelschlag heimgesucht. Dagegen kam in Epfendorf und Harthausen seit Menschengedenken kein Hagelschlag vor. In Alt-Oberndorf hagelte es mit Schaden im Laufe dieses Jahrhunderts nur in den Jahren 1811 und 1843.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 026. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_026.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)