Seite:OAB Oberndorf 035.jpg

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erreichte; die Schichten zeigten eine Neigung von 22–30° nach Mittag und lagern sich gegen Norden an den nahen Granit an, mit dem sie heraufgehoben zu sein scheinen. Diese Erscheinung gab alsdann Veranlassung zu den Bohrversuchen in der Thalebene.

Mit Ausnahme dieser Vorkommnisse entwickelt sich in ganz verschiedenen Mächtigkeiten

3. das Rothliegende (Todtliegende) unmittelbar über den primitiven Gebirgen, oder es lagert sich zwischen die letzteren und den Buntsandstein ein mit Jaspisschnüren durchzogener Dolomit ein; häufig scheint auch der Buntsandstein unmittelbar den primitiven Gebirgen aufgelagert zu sein, indessen sind wir der Ansicht, daß wenigstens der Dolomit mit Jaspis stets eine Grenzschichte bildet, jedoch an vielen Stellen, theils wegen der dichten Waldvegetation, theils weil er von oben herabgeführten Buntsandsteintrümmern überlagert wird, sich der Beobachtung entzieht. Das Rothliegende, ein Trümmergestein, besteht aus eckigen, scharfkantigen Urgebirgsfragmenten, die durch ein thonigsandiges, rothes Bindemittel zusammengehalten werden. Die eingeschlossenen Trümmergesteine wechseln von der Größe eines Sandkorns bis zu der eines menschlichen Kopfes; sie sind theils lose, theils aber so fest mit einander verbunden und zugleich von feinem Korn, daß sie sich nicht leicht von Graniten oder Porphyren unterscheiden lassen. Gegen oben geht das Rothliegende öfters in einen rothen, schiefrig sandigen, stark gepreßten Schutt über, der zuweilen auch unmittelbar auf den primitiven Gebirgen auflagert. Am interessantesten und am kräftigsten ausgebildet erscheint das Rothliegende bei Schramberg, wo es unterhalb des Orts bei der Hammerschmiede plötzlich neben dem Granit auftritt und dort zu hohen Bergen anschwellend den ganzen Thalkessel bei Schramberg umgibt; besonders zeichnet sich hierin der Schloßberg aus, der von der Thalsohle bis beinahe zu seiner Kuppe gegen 700′ mächtig aus einem mit Urgebirgstrümmern reich erfüllten Rothliegenden besteht. Rechnen wir hiezu die im Thal bei Schramberg abgeteuften 1376′, so erhalten wir eine Mächtigkeit des Rothliegenden von 2076′. Auch in das Göttelbachthal und Kirnbachthal dringt das Rothliegende tief hinein, weniger in das Lauterbachthal und in die Berneck, wo bald wieder der Granit erscheint, der zunächst um Schramberg von dem Rothliegenden gänzlich zurückgedrängt ist.

Im Kinzigthal und in dessen Seitenthälern (Aischbach- und Röthenbachthal) ist das Rothliegende weit weniger ausgebildet und erscheint dort als ein rother, schiefrigsandiger Schutt oder als eine

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 035. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_035.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)