Seite:OAB Oberndorf 107.jpg

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Eine Teigwarenfabrik in Schramberg, Besitzer Graf von Bissingen, fabricirt Nudeln, Maccaroni u. s. w.

Eine Wollspinnerei in Schramberg, Besitzer Gebrüder Haas, verarbeitet Schafwolle meistens für den eigenen Bedarf des Strickgeschäfts.

Die Wollstrickerei in Schramberg – wohl der älteste Industriezweig daselbst – ernährte früher den größten Theil der ärmeren Bevölkerung, und jetzt noch beschäftigt sie mit 9 Meistern im Orte über 100 Personen und wohl mindestens ebensoviele auswärts.

Das Stahl- und Eisenwerk von Uechtriz und Faist in Schramberg besitzt 1 Groß- und 1 Klein- samt einem Raffinierfeuer und fabricirt abwechselnd Eisen und Stahl, sowohl für den Verkauf als für den eigenen Bedarf der Steingutfabrik.

Eine Papiermühle in Schramberg – von F. Bollinger – die eine der ältesten im Lande sein soll, fabricirte früher renommirtes Handpapier, und jetzt nur noch Pappdeckel und Packpapier.

Die Fabrikation emaillirter Uhrenzifferblätter von Christoph Schweizer in Schramberg, beschäftigt im Hause selbst 12 Arbeiter und auswärts mit dem Auftragen der Ziffern 14 Personen.

Die Fabrikation von Zugfedern in Schramberg, fertigt die Spiralen zu den Taschen- und Schwarzwälder-Uhren, namentlich aber für die Schiffsuhren, aus feinstem englischem Gußstahl.

Hieran knüpfen sich einige Fabrikationsanstalten, welche nicht eigentlich fabrikmäßig, aber von verschiedenen Meistern schwunghaft betrieben werden, so in erster Linie die Anfertigung von Schwarzwälderuhren. Außer Schwenningen O.-A. Rottweil ist in Württemberg Schramberg der einzige Ort, wo dieser Industriezweig in größerem Maßstabe betrieben wird. Gegenwärtig mögen in Schramberg 23 Meister und über 100 Gehilfen sein, welche alle Sorten sog. Schwarzwälderuhren, von der ordinärsten bis zur elegantesten Ausstattung fertigen. Die Fabrikate gehen nach dem ganzen Zollverein, Rußland, der Wallachei, Frankreich, der Schweiz, Österreich, Holland und Belgien.

Im Gefolge der Uhrenindustrie ist neben der oben schon beschriebenen Zugfedern- und Zifferblätter-Fabrikation vorhanden:

Eine Messinggießerei, welche Bestandtheile zu den Schwarzwälderuhren liefert, sowie das Gewerbe der Schildmaler.

Die Leinwandweberei wird im ganzen Oberamtsbezirk mit 195 Stühlen und 195 Arbeitern betrieben. Als Nebenbeschäftigung wird die Leinwandweberei in 19 Ortschaften mit 270 Stühlen

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_107.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)