Seite:OAB Oberndorf 148.jpg

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Stadt und gegen die Stadtmauer hin einen Hofraum und freundlichen Garten mit schöner Aussicht in das Neckarthal.

4. Das Oberamtsgefängniß, welches übrigens Eigenthum der Amtskorporation ist, liegt der Oberamtei gegenüber und enthält die Gefängnißlokale und die Wohnung des Oberamtsdieners.

5. Das Kameralamt, die ehemalige Pfalz, in ihrem ursprünglichen Zustand von den Herzogen von Teck, wo nicht schon von den Herzogen von Zäringen erbaut, 1766 neu aufgebaut, die Wohnung des Pfandherrn, in der letzten österreichischen Zeit des Obervogts. Dieses schöne große, massiv aus Steinen erbaute Haus, mit zwei Stockwerken und einem Zwergstock, liegt sehr günstig zunächst der am steilen Bergabhang hinziehenden nördlichen Stadtmauer. An seiner Ostseite dehnt sich ein schöner Garten und gegen Westen ist es durch einen Hofraum von einem dazu gehörigen Ökonomiegebäude getrennt.

Der Kameralamtsdiener wohnt in einem Privathause.

6. Die Wohnung des Revierförsters, der ehemalige Klosterfruchtkasten, steht neben der Oberamtei.

7. Zur Wohnung des ev. Stadtpfarrers wurde im Jahr 1867 ein im Thal gelegenes Privathaus angekauft.

8. Das in den Jahren 1866/67 in modernem Stil schön und massiv erbaute Bahnhofgebäude liegt freundlich unterhalb der Gewehrfabrik.

9. Das seit 1811 zur K. Gewehrfabrik eingerichtete frühere Augustinerkloster steht im Neckarthale, gerade zwischen dem steilen Vorberg, worauf die Stadt Oberndorf liegt, und dem Flusse. Es ward auf der Stelle des älteren abgebrochenen Klosters ganz neu mit großem Aufwand erbaut im Jahre 1772; seine Kirche in den Jahren 1775 bis 1777, und bildete ein großartiges Viereck, dessen nördliche Seite ganz die Klosterkirche einnimmt. Kirche und das dreistockige Kloster sind ganz aus Stein in einfachem Rococostil erbaut, nur die Westseite der Kirche, die Façade, ist als reiches Schaustück behandelt. Die Patrone des Klosters waren St. Martin und Nikolaus. Die Gebäude schließen einen quadratischen Hof, das sogenannte Kreuzgärtle ein. Rings umher läuft ein weiter Korridor, der alte Kreuzgang. In der Mitte des Gartens steht ein hoher vierröhriger Steinbrunnen im elegantesten Rococogeschmacke, mit Masken, Gewinden und Blumenvasen geschmückt, ein Denkmal von seltener Schönheit. Kloster und seit 1814 auch die Kirche sind ganz der Gewehrfabrik eingeräumt. Noch erhielten sich die alten lichten Gemächer, Gänge und Treppen, diese mit trefflich geschnitzten Geländern; auch die schönen Holzthüren

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_148.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)