Seite:OAB Oberndorf 201.jpg

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Die Vermögensverhältnisse der Einwohner gehören zu den günstigen, der begütertste Bürger besitzt etwa 100, der Mittelmann 20 bis 30, die ärmere Klasse 2–3 Morgen.

Die mittelgroße Markung ist von dem tief eingeschnittenen, mit steilen Abhängen versehenen Neckarthale und von mehreren Seitenthälchen desselben durchzogen und daher, mit Ausnahme der Thalebene und der wellenförmigen Hochebene, sehr bergig. Der Boden ist im allgemeinen mittelfruchtbar und sehr verschieden; in der Neckarthalebene herrscht häufig Sand, zuweilen auch Kies vor, an den Ausläufern der Thalgehänge erscheinen die theilweise hitzigen Zersetzungen der Anhydritgruppe, an den Steilgehängen ist der Boden kalkreich (Zersetzung des Hauptmuschelkalks), auf der Hochebene aber erscheint in Folge des dort anstehenden Muschelkalkdolomits ein sog. Malmboden, der an einzelnen Stellen mit fruchtbarem Lehm oder mit den minder fruchtbaren Zersetzungen der Lettenkohlengruppe bedeckt ist.

Die klimatischen Verhältnisse sind wie in Oberndorf; Hagelschlag kam in diesem Jahrhundert nur in den Jahren 1811 und theilweise 1843 vor.

Die Landwirthschaft wird im allgemeinen gut getrieben und durch die in neuerer Zeit vorgenommene Felderregulirung sind bedeutende Hindernisse gehoben worden; auch wurde vor 3 Jahren die Drainirung der 25 Morgen großen Riedwiesen bewerkstelligt. Mit Beschwerlichkeiten ist indessen der Feldbau stets verbunden, weil die Güter theils an den Abhängen, theils auf den Hochebenen, zu denen lange Steigen führen, liegen. Neben einigen Wendepflügen ist der Brabanter oder Hohenheimer Pflug der häufigste, auch einige eiserne Eggen, Walzen und sogar eine Dreschmaschine sind vorhanden. Zur Besserung des Bodens kommt außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln und der in gut angelegten Düngerstätten sorgfältig gesammelten Jauche, auch Gips, Hallerde, Kompost und Asche in Anwendung. Außer den gewöhnlichen Cerealien, von denen Dinkel und Weizen am besten gerathen, baut man Kartoffeln, sehr viel dreiblättrigen Klee, Flachs und Hanf für den eigenen Bedarf, Reps und in neuerer Zeit Hopfen mit gutem Erfolg. Von den Getreideerzeugnissen werden in günstigen Jahrgängen etwa 350–400 Scheffel Dinkel, 100 Scheffel Gerste, 300 Scheffel Haber und 100 Scheffel Weizen meist auf der Schranne in Oberndorf abgesetzt.

Der ziemlich ausgedehnte Wiesenbau liefert ein gutes nahrhaftes Futter, das mit wenig Ausnahme im Ort verbraucht wird.

Gartenbau wird nur für den eigenen Bedarf getrieben.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 201. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_201.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)