Seite:OAB Oberndorf 207.jpg

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Lehrzimmer; die Wohnung des Schulmeisters befindet sich daneben in einem eigenen Gebäude.

Im Jahre 1810 wurde ein besonderes Rathhaus erbaut.

Ein öffentliches Back- und Waschhaus, ein Armenhaus und eine ehemalige Zehentscheuer sind vorhanden. Der Ort wurde in früheren Zeiten von Feuersbrünsten öfters ganz oder theilweise zerstört, so den 11. April 1540 (40 Häuser nebst Kirche), den 18. Juni 1739 (beinahe ganz), am Frohnleichnamsfest 1773 (4 Häuser), den 22. November 1811 (2 Häuser) und im October 1835 mehrere Gebäude.

Im allgemeinen gutes Trinkwasser liefern 3 laufende Brunnen, deren Wasser in hölzernen Deucheln hergeleitet wird, und etwa 30 Pump-, Zieh- und Schöpfbrunnen; Wassermangel tritt nur in den seltensten Fällen ein; dann wird das Wasser aus zwei eine Viertelstunde entfernten Quellen (Stellenquelle und Brühlquelle) geholt, erstere enthält Schwefeltheile und wird besonders für Pferde und Rindvieh benützt; außer diesen hat die Markung wenig Quellen.

Eine Wette besteht.

Die Staatsstraße von Oberndorf nach Schramberg führt durch den Ort; die trefflich angelegte Oberndorfer Steige wurde im Jahre 1847 erbaut; Vicinalstraßen gehen nach Hochmössingen, Bösingen und Winzeln.

Die Einwohner, meist gesunde, kräftige, sehr geordnete Leute erreichen selten ein sehr hohes Alter; 80 Jahre zählt gegenwärtig Niemand im Orte; ihre Tracht nähert sich mehr und mehr der städtischen.

Haupterwerbsquellen sind Feldbau, Viehzucht, auch Handel mit Vieh; unter den Handwerkern sind Schmiede, Schreiner und Schuster am meisten vertreten; 2 Schildwirthschaften mit Bierbrauereien und Branntweinbrennereien, 1 Kauf- und 1 Kramladen bestehen.

Die Vermögensverhältnisse der Einwohner gehören zu den besten des Bezirks; der begütertste Bürger besitzt 225, der Mittelmann 20 bis 30, der weniger bemittelte 2–4 Morgen. Gegenwärtig erhalten 3 Personen Gemeindeunterstützung. Auf angrenzenden Markungen besitzen hiesige Bürger 25–30 Morgen.

Die mittelgroße, wohlarrondirte Markung bildet eine wellenförmige, theilweise etwas hügelige Hochebene und hat im allgemeinen einen sehr fruchtbaren Boden, der theils aus einem tiefgründigem Lehm, theils aus den Zersetzungen des Muschelkalkdolomits (Malmboden) und der Lettenkohlengruppe besteht; an einzelnen Stellen bildet der Hauptmuschelkalk

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 207. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_207.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)