Seite:OAB Oberndorf 212.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Bürger besitzt 150 Morgen Feld und 50 Morgen Wald, der Mittelmann 36 Morgen Feld, der am wenigsten bemittelte 1 Morgen. Auf angrenzenden Markungen besitzen hiesige Bürger etwa 40 Morgen.

Die nicht große Markung ist mit Ausnahme des Aischfelds ziemlich uneben und überdieß von den tief und steil eingeschnittenen Thälern des Heimbachs und des Obelsbachs durchzogen. Der Boden ist mittelfruchtbar, theilweise gering, naßkalt und besteht theils aus den unergiebigen Zersetzungen des Wellenmergels und des Wellendolomits, theils aus den etwas fruchtbareren Verwitterungen der Anhydritgruppe; auf dem hochgelegenen Aischfeld lagert ein fruchtbarer Lehm, auf dem Kilberg ein steiniger, kalkreicher Boden und in den Thalebenen haben sich für den Wiesenbau günstige Alluvionen abgelagert.

Das Klima ist im allgemeinen rauh, die Nächte auch den Sommer über kühl, kalte Nebel und Frühlingsfröste nicht selten, dagegen kommt Hagelschlag wenig vor.

Die Landwirthschaft hat sich, trotz der nicht besonders günstigen natürlichen Verhältnisse, in neuerer Zeit namhaft gehoben und dem Boden wird durch reichliche Düngung (neben den gewöhnlichen Düngungsmitteln auch viel Hallerde, Kompost und Asche) nachgeholfen. Von verbesserten Ackergeräthen sind die Suppinger Pflüge, eiserne Eggen und Walzen im Gebrauch. Von den gewöhnlichen Getreidearten baut man vorzugsweise Dinkel und Haber und von Brachgewächsen Kartoffeln, Futterkräuter (dreiblättriger Klee, Luzerne, Esparsette), Wicken, Erbsen, Reps, Flachs, Hanf etc. nur für den eigenen Bedarf. Nach außen können jährlich etwa 300 Schffl. Dinkel und 350 Schffl. Haber verkauft werden.

Der nicht ausgedehnte Wiesenbau liefert im allgemeinen ein gutes Futter; die Wiesen, von denen 1/3 dreimähdig ist, können zu 2/3 bewässert werden.

Die im Zunehmen begriffene Obstzucht beschäftigt sich mit späten Mostsorten, Zwetschgen und etwas Kirschen; das Obst wird im Ort verbraucht.

Die 386 Morgen Gemeindewaldungen (Nadelhölzer) ertragen jährlich 170 Klafter und 17.000 Stück Wellen; das Holz wird verkauft und der Erlös fließt in die Gemeindekasse.

Die vorhandenen 30 Morgen Weide werden nebst der Brach- und Stoppelweide um 424 fl. verpachtet und überdieß trägt die Pferchnutzung der Gemeinde etwa 200 fl. jährlich ein.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 212. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_212.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)