Seite:OAB Oberndorf 218.jpg

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auf Veredelung und Aufstellung von 3 guten Farren (Simmenthaler Race und deren Nachkommen) sehr viel gethan worden. Auf benachbarten Märkten wird einiger Handel mit Vieh getrieben; die Viehmastung ist unbedeutend.

Auf der Markung läßt ein fremder Schäfer den Sommer über 225, den Winter über 300 Stück Bastardschafe laufen.

Was die Schweinezucht betrifft, so werden mit wenig Ausnahmen die Ferkeln (Land-, bayerische und englische Race) von außen eingeführt und theils zum Hausbedarf, theils zum Verkauf aufgemästet.

Von Geflügel werden hauptsächlich Gänse gezogen.

Die Bienenzucht ist nicht von Belang.

Von der uralten St. Morizstiftung, welche gegenwärtig 24.000 fl. beträgt, werden die Zinse für Kirchen-, Schul- und Armenzwecke verwendet.

Eine von Rottweil nach Sulz führende, noch ziemlich gut erhaltene Römerstraße zieht unter der Benennung „Hochsträß“ 1/8 Stunde östlich am Ort vorüber; zunächst dieser Straße ist man auf der 1/4 Stunde südöstlich vom Ort gelegenen Flur Breite auf Grundreste eines römischen Wohnplatzes mit Heizeinrichtung gestoßen. Außer vielen behauenen Steinen, römischen Ziegeln, Bruchstücken von Gefässen etc. wurden mehrere römische Münzen und zwei mit Ornamenten verzierte Steine aufgefunden, welch letztere in ein Stall- und in ein Wohngebäude zu Bochingen eingemauert sind. Ähnliche schön ornamentirte Steine sollen noch mehrere gefunden worden sein.

Zu der Gemeinde gehören Einfeld, ein einzeln stehendes Haus, und der untere Schlatthof, welcher 1/2 Stunde südwestlich vom Mutterort auf der Hochebene liegt.

In der Mitte des 10. Jahrhunderts, wo nicht schon früher, hatte das Kloster Schwarzach (südlich von Rastadt) ein hiesiges Gut, welches es an das Bisthum Chur austauschte, worüber K. Otto I. den 17. Mai 961 seine Bestätigung ertheilte (in comitatu Bara in loco Bochinga. Wirt. Urk.-Buch 1, 215).

Im allgemeinen die Schicksale der Herrschaft Oberndorf (s. O.) theilend, hatte der Ort seinen eigenen Adel, welcher später zu der Lehensmannschaft des Hauses Hohenberg gehörte und öfters in dessen Diensten vorkommt. Die ältesten Bekannten dieser Familie sind der Ritter Bobo 1094 (Mone Zeitschr. 9, 217), Liutfried von „Bohchingin“ 1099 (Wirt. Urk.-Buch 1, 316). Benz und Heintz von Bochingen, Vettern, lebten im letzten Viertel des 14. Jahrhunderts, ersterer erscheint 1379 als Vogt von Horb, letzterer verpfändete den 13. Dez. 1380 um 60 Pf. Heller an Peter Hauck von Oberndorf

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 218. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_218.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)