Seite:OAB Oberndorf 242.jpg

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aber besteht derselbe aus den Zersetzungen des Hauptmuschelkalks.

Das Klima ist etwas rauh und die Luft stets bewegt, oft stürmisch; feinere Gewächse wie Gurken, Bohnen etc. wollen nicht gedeihen, weil sie von den alljährlich sich einstellenden Frühlingsfrösten leiden. Seit Menschengedenken ist kein Hagelschlag vorgekommen.

Die Landwirthschaft wird gut betrieben und verbesserte Ackergeräthe sind namentlich auf den Schloßgütern Lichtenegg und Ramstein eingeführt. Zum Anbau kommen außer den gewöhnlichen Cerealien, Kartoffeln, Futterkräuter (besonders Luzerne und Esparsette), Wicken, Reps, Flachs und Hanf. Der Repsbau ist nur auf den Schloßgütern von Lichtenegg und Ramstein von Bedeutung und erlaubt dort einen namhaften Verkauf. Von den Getreideerzeugnissen können jährlich vom Ort mit Einschluß der beiden Schloßgüter etwa 700 Schffl. Dinkel, 180 Schffl. Gerste, 300 Schffl. Haber und 160 Schffl. Weizen nach außen, hauptsächlich nach Rottweil und Oberndorf, abgesetzt werden.

Die größtentheils zweimähdigen Wiesen, von denen nur einigen Morgen Wässerung zukommt, liefern ein gutes nahrhaftes Futter.

Die früher schlecht betriebene Obstzucht ist auch hier, wie in manchen anderen Orten durch die Bemühungen des dermaligen Oberamtmanns Schubart mehr in Aufnahme gebracht worden. Man pflegt hauptsächlich Mostsorten und Zwetschgen. Eine Gemeindebaumschule und ein Baumwart sind vorhanden.

Die Gemeinde besitzt 115 Morgen Nadelwald, dessen jährlicher in 30 Klaftern und 700 St. Wellen bestehender Ertrag verkauft und der Erlös mit 2–300 fl. zur Schuldentilgung verwendet wird.

Eigentliche Weiden sind etwa 40 Morgen vorhanden; sie werden mit der Brach- und Stoppelweide um 400 fl. verpachtet, überdieß trägt die Pferchnutzung der Gemeindekasse jährlich 250 fl. ein.

Die an Ortsbürger verliehenen Allmanden sichern der Gemeinde eine jährliche Einnahme von 25–30 fl.

Was die Viehzucht betrifft, so ist die der Pferde unbedeutend, dagegen die des Rindviehs gut, sie wird durch 2 Zuchtstiere (Landrace) nachgezüchtet. Im allgemeinen sind die Viehstämme theilweise noch ziemlich die alten, ein Gemisch von Tyroler-, Schweizer- und Allgäuerracen, übrigens herrscht seit den letzten 10 Jahren die Kreuzung von Schweizerbastarden mit der alten Landrace vor. Einiger Handel mit Vieh findet statt und Milch wird theilweise in die hier bestehende, jedoch nicht bedeutende Käserei verkauft.

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 242. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_242.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)