Seite:OAB Oberndorf 255.jpg

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zuweilen bei starken Regengüssen oder schnellem Schneeabgang Schaden anrichtend austreten; auch sind bei derartigen Witterungsverhältnissen schon bedrohliche Erdrutschen an den nahen Steilgehängen erfolgt. Beide Bäche entspringen auf der Gemeindemarkung.

Weiher, die abgelassen werden können, sind angelegt.

Die Vicinalstraße von Schramberg nach Hornberg führt durch den Ort.

Sechzehn steinerne und 4 hölzerne Brücken und 1 Steg führen über die beiden Bäche; ihre Unterhaltung ruht mit kleinen Ausnahmen auf der Gemeinde.

Die Einwohner, ein blühender gesunder Menschenschlag, sind fleißig, betriebsam, sparsam und religiösen Sinnes; 80 Jahre und darüber zählen gegenwärtig 10 Ortsangehörige. Im Ort selbst herrscht die städtische Tracht, während sich die Leute in den beiden Thälern zum Glücke von ihrer schönen Volkstracht nicht abbringen lassen.

Von Volksbelustigungen ist der sog. Schellenmarkt anzuführen, der jedes Jahr am Pfingstfest auf dem Vöhrenbühl abgehalten wird; er ist eine Art Maienfest, Kinderfest, da nur Kinder dasselbe besuchen. Alle Hirtenknaben der ganzen Umgegend, wohl 1000 an der Zahl, kommen an diesem Fest, der einzige Tag im ganzen Jahr, an dem sie frei haben, zusammen und treiben dann hauptsächlich Handel und Tausch mit Kuhschellen; auch verkaufen sie aus Birkenrinde selbst verfertigte sog. Waldhörner (s. auch den allgem. Theil).

Haupterwerbsquellen sind in erster Linie Gewerbe und Handel, dann Feldbau und Viehzucht.

Seit 1. Juni 1866 wird hier eine 25 Arbeiter beschäftigende Kammfabrik mit gutem Erfolg getrieben; ferner werden viele Uhren verfertigt, auch eine Dosenfabrik, die Dosen aus Birkenrinde und Papiermaché liefert, und eine Messerschmiede besteht; der Absatz geht hauptsächlich in das Badische; Strohgeflechte, Taschen, Teppiche, sowie Besen werden viel nach Schramberg verkauft. Einen besondern Erwerbszweig bilden noch die zahlreichen Buntsandsteinbrüche, welche vorzügliche Werk- und Schleifsteine liefern, die in Menge nach Baden geführt werden; sie liegen südlich vom Ort auf der Anhöhe bei Heiligenmatte und Mückenberg. Der überall anstehende Granit gibt ein treffliches Straßenbeschläg. Sandgruben bestehen.

Drei Getreidemühlen mit je 2 Mahlgängen, 2 Sägmühlen, 3 Schildwirthschaften und 1 Bierbrauerei, mit Ausschank verbunden, sind vorhanden; ferner 24 Kauf- und Kramläden.

Von denjenigen Einwohnern, die sich von Feldbau und Viehzucht

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 255. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_255.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)