Seite:OAB Oberndorf 264.jpg

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mit zwei alten Steingiebeln. An den Thurm schließt sich das Schiff mit gleichbreitem halbachteckig geschlossenem Chörchen an, dieses hat schöne gefüllte Spitzbogenfenster aus spätgothischer Zeit; durch die Seitenwände des Schiffes gehen 4 Eingänge, 2 gegen Norden mit den Jahreszahlen 1700 (dieser noch mit dem Eselsrücken) und 1750; 2 gegen Süden mit 1736 und 1735; über letzterem sind 3 Kragsteine, der mittlere mit uraltem Widderkopfe, eingemauert; an dieser Wand erhielt sich auch ein sehr schönes frühgothisches Fenster. In dem großen Rundbogenfenster der Nordseite steht wieder 1750; auf der Spitze des Chordaches sitzt ein merkwürdiger steinerner Zierrath: eine runde Scheibe und darauf ein birnförmiger Zapfen. Das Innere der Kirche ist ganz flachgedeckt und hat keinen Triumphbogen; Emporen sind im Osten und Westen, hier mit der Orgel, gestiftet von Trück in Hönweiler. Die Kanzel trägt die Jahreszahl 1763, ist von Stein, achteckig und gleich dem steinernen Altare mit erhabenen Blumen geschmückt. Der große, sehr alte und einfache Taufstein ist achteckig und hohl. Alte bearbeitete Steine sind zu Schwellen benützt, sie stammen, wie auch die außen angebrachten Steine, von dem früher hier gestandenen romanischen Kirchlein. Im Chor erhielten sich Theile von gothisch geschnitzten Chorstühlen; das hölzerne Kruzifix auf dem Altare scheint auch aus alter Zeit zu sein. Neben dem Taufstein liegen halbverdeckt einige Grabplatten, eine mit der Jahreszahl 1506. Das Kirchlein macht innen und außen einen sehr angenehmen freundlichen Eindruck. Durch die nördliche Chorwand führt ein spitzbogiges Pförtchen in die mit spätgothischem Netzgewölbe überspannte Sakristei. Das unterste Geschoß des sehr massiven Thurmes hat ein niederes Kreuzgewölbe; die Glocken sind 1851 und 1852 von Kurtz in Reutlingen gegossen.

Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Stiftungspflege und weiterhin auf der Gemeinde.

Der ausgedehnte, um die Kirche gelegene Begräbnißplatz wurde 1862 gegen Norden vergrößert.

Das Pfarrhaus wurde 1712 in einfachem Stile erbaut, seine Unterhaltung hat der Staat.

Schul- und Rathhaus sind in einem 1833 errichteten Gebäude vereinigt, das neben den Gelassen für den Gemeinderath 1 Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters enthält.

Am nördlichen Ende des Dorfes steht ein steinerner Speicher mit der Jahreszahl 1717.

Gutes Trinkwasser liefern hinreichend 13 Pump-, 5 Schöpf-

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 264. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_264.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)