Seite:OAB Oberndorf 295.jpg

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erregbar, sich für Tagesfragen und öffentliche Angelegenheiten interessirend; kirchlicher Sinn herrscht bei den allermeisten. Sechs Ortsangehörige zählen gegenwärtig über 80 Jahre.

Im Ort selbst herrscht durchaus die städtische Tracht und städtisches Wesen; anders sind die Bewohner der Parzellen, die sowohl in Sitte als Tracht einen durchaus ländlichen Charakter haben (s. hier. den allgemeinen Theil). Die Haupterwerbsquelle besteht im Gewerbebetrieb, während die Landwirthschaft eine untergeordnete Stelle einnimmt und von der ganzen Markungsfläche mit 4516 Morgen sind nur 589 Morgen angebaut, 929 liegen brach; die übrige Fläche nehmen die Waldungen, Straßen, Gewässer, Gebäude, Heiden etc. ein.

Was die Vermögensumstände betrifft, so ist die Mehrzahl der Einwohner, als der in Fabriken und anderen Gewerbeanstalten arbeitenden Klasse angehörig, wenig bemittelt; indessen hat es ihnen bis jetzt an Verdienst noch nie gefehlt. Dagegen sind mehrere reiche Fabrikbesitzer und wohlhabende Gewerbetreibende im Ort vorhanden. Mit Ausnahme des dem Grafen von Bissingen gehörigen Guts mit 1149 Morgen, worunter 924 Morgen Waldungen, beträgt der größte Güterbesitz eines Bauern auf den Parzellen 58 Morgen Feld und 144 Morgen Wald; geschlossene Besitze von 30–50 Morgen gehören in den Filialorten, wo es übrigens meist sogenannte Waldbauern gibt, nicht zu den Seltenheiten. In Schramberg besitzt der sog. Mittelmann 1–2 Morgen Garten und Feld und die ärmere Klasse 1/82/8 Mrg. Garten und Kartoffelland. Einzelne Wohlhabende haben Güterstücke auf fremden Markungen, die sich im Ganzen auf mehrere hundert Morgen belaufen.

Die ziemlich große, von Süden nach Norden in die Länge gezogene Markung ist mit Ausnahme der Thalsohlen und einiger ebener Lagen auf Bergvorsprüngen und Bergrücken, durchaus sehr uneben, gebirgig, felsig, an manchen Stellen unzugänglich, kurz ein echtes Gebirgsland.

Der aus den Zersetzungen des Granits, Todtliegenden und Buntsandsteins bestehende Boden ist nicht sehr ergiebig und die Wiesen erzeugen vielfach saures Futter; an den steilen Bergabhängen muß der von oben herabgeschwemmte Boden jedes Jahr wieder hinauf geschafft werden.

Der anstehende Granit, in welchem Quarz vorherrscht, wird zu Mühlsteinen und Straßenmaterial benützt; zu letzterem auch der vereinzelt vorkommende Porphyr. Hinter dem Hammerwerk wird Schieferthon bergmännisch abgebaut und als feuerfestes Material zu

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 295. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_295.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)