Seite:OAB Oberndorf 300.jpg

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in Wien und Hamburg in großer Ausdehnung Bestellungen auf die Strohwarenfabrikate aufnehmen. In den für die Fabrik arbeitenden Gemeinden wurden Sparvereine und in Schramberg ein Krankenhilfskassen-Verein gegründet, so daß auch auf diese Weise für die Arbeiter gesorgt wird. Aus dieser Strohmanufaktur ist eine weitere

3. die Strohwarenfabrik von Kaufmann J. G. Wolbert hervorgegangen; sie fabricirt hauptsächlich Strohhüte, Strohtaschen etc. und beschäftigt gegen 300 Personen, so daß die Strohmanufaktur mit ihren Nebenzweigen gegenwärtig 7–8000 Menschen beschäftigt. Auf eine segensreiche Weise wirkt sie in Schramberg und der ganzen Umgegend sowohl in ökonomischer, als auch in sittlicher Hinsicht. Auch die übrigen Gewerbeanstalten, namentlich die Porcellan- und Steingutfabrik, tragen sehr viel zur Hebung der sonst armen, außer Holz wenig hervorbringenden Gegend bei.

5. Ein Stahl- und Eisenwerk mit 4 Arbeitern.

6. Eine Broncewarenfabrik, die hauptsächlich Metalluhrenschilde verfertigt.

7. Eine Teigwarenfabrik, verbunden mit einer Kunstmühle, Eigenthum des Grafen von Bissingen; fabricirt Nudeln und Macaroni, die in alle Gegenden des In- und Auslandes abgesetzt werden; sie beschäftigt 20 Arbeiter.

8. Eine Wollspinnerei liefert hauptsächlich Garn für die örtlichen Kittel- und Strumpfstricker, die in großer Anzahl (9 Meister und viele Gehilfen) vertreten sind; von den Meistern treiben das Geschäft 2 in größerem Maßstabe.

Ferner sind vorhanden, 2 Färbereien, 2 Bleichen, 3 Ziegeleien, eine Leimsiederei, 2 Knochenmühlen, eine Holzwarenfabrik, eine Papiermühle, die hauptsächlich Pappendeckel fabricirt, eine Fabrik für emaillirte Zifferblätter, eine lithographische Anstalt, eine photographische Anstalt, eine Messinggießerei, mehrere Schildmalerwerkstätten, zwei Kunstmühlen, von denen eine schon oben angeführt ist, 3 gewöhnliche Mahlmühlen mit 12 Mahlgängen und 5 Gerbgängen, 2 Ölmühlen, 2 Hanfreiben, 4 Walkmühlen, eine Lohmühle, 3 Sägmühlen, worunter eine großartige, dem Grafen v. Bissingen gehörige, 15 Schildwirthschaften, worunter 7 mit Bierbrauereien, 9 Kaufleute, 38 Kleinhändler, 26 Uhrenmacher, die meist Schwarzwälder Uhren verfertigen, und überdieß sind die gewöhnlichen Handwerker stark vertreten; die Uhrenmacher, Weber, Schreiner und Stricker arbeiten in großer Ausdehnung nach außen.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 300. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_300.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)