Seite:OAB Oberndorf 319.jpg

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neben einigen hübschen Häusern, aus meist Armuth verrathenden Wohnungen.

Das Kloster, vor dem 30jährigen Krieg von Minoriten bewohnt, ein ziemlich großes zweistockiges Gebäude, dient jetzt einer Anstalt für verwahrloste, auch taubstumme Kinder (etwa 40 an der Zahl), welcher der Gründer Vikar Fuchs in Sulgen vorsteht; sie wird aus freiwilligen Beiträgen unterhalten und von freiwilligen Klosterfrauen unterstützt.

Das Kloster ist mittelst eines Ganges mit der Kirche verbunden, die im Jahr 1622 an der Stelle der 1621 abgebrannten im einfachen Renaissancestil erbaut wurde; sie hat einen schönen Eingang und an der nördlichen Außenseite eine hübsche steinerne Kanzel mit schmiedeisernem Geländer. Der Chor ist vieleckig geschlossen und auf dem First der Kirche sitzt ein hölzerner Dachreiter mit 2 Glocken. Das freundliche, flachgedeckte Innere der Kirche enthält 3 Rococoaltäre; der reich ausgestattete Hochaltar ist mit dem wunderthätigen Muttergottesbild mit der Aufschrift „Gratiarum fons“ geschmückt, zu dem eifrig gewallfahrtet wird. An den Chor ist ein kleines Häuschen angebaut, worin die in Stein gefaßte Gnadenquelle sich befindet, der auch der Ort seinen Namen zu verdanken hat.

Ein 1859 erbautes Schulhaus, das ein Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters enthält, ist vorhanden.

Der Ort hat das Recht, alljährlich im Monat September einen Krämermarkt abzuhalten, der jedoch nicht bedeutend ist; früher durften jährlich 3 Märkte abgehalten werden, von denen der mit Gottesdienst verbundene an Mariä Geburt der besuchteste, und mit dem je alle 7 Jahre eine große Wallfahrt zu dem wunderthätigen Marienbild und zu der Gnadenquelle verbunden war. Die bei den häufigen Wallfahrten gefallenen Opfer mehrten sich allmählig zu einem bedeutenden Kirchenvermögen.

Von dem zu dem Weiler gehörigen Lehengut des Grafen von Bissingen sind außer den Waldungen noch etwa 140 Morgen Äcker und Wiesen vorhanden, die größtentheils an die Einwohner von Heiligenbronn stückweise verpachtet sind; alle übrigen Theile des ursprünglichen Lehens gingen im Jahre 1850 durch Ablösung des Erbbestandzinses in das Eigenthum der Pächter über.

Unterhalb (nördlich) von Heiligenbronn bestand früher ein 70 Tagwerke großer Weiher, der alle 3 Jahre gefischt, aber schon vor dem Jahre 1781 trocken gelegt wurde.

Etwa 1/8 Stunde nordwestlich vom Ort finden sich auf der äußersten Spitze eines zwischen zwei Thälchen hinziehenden Flachrückens,

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 319. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_319.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)