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Urtheil zu bilden. Die Bodenfrage ist und bleibt die wichtigste Frage zur Beurtheilung der Gegend, der Volkszustände, Sitten und Gebräuche, eine Frage, die aber ohne die Kenntnis des Untergrundes von Niemand richtig beantwortet werden kann. Die gewöhnliche Ausstellung von Zeugnissen, welche den Böden ertheilt werden, wie „fruchtbar, ziemlich fruchtbar, mittelfruchtbar, unfruchtbar“, hat wenig Werth, indem die Erträgnisse des Bodens, nach welchem derselbe prädizirt wird, ebenso von dem Fleiß und Verstand des einzelnen Bauern abhängen, als von der natürlichen Beschaffenheit des Terrains. Nicht minder werthlos sind die Bezeichnungen der Böden als „schwere Böden, kalte Böden, leichte Böden“ u. s. w., indem auch auf ursprünglich ungünstigen Bodenverhältnissen durch richtige und rationelle Behandlung günstige Resultate erzielt werden. Die Hauptfrage bleibt die Frage nach der Leichtigkeit oder Schwierigkeit der Behandlung der von Natur d. h. durch die natürliche Verwitterung entstandenen Böden. In dieser Beziehung hat jeder der verschiedenen Schichtenböden seine eigenartige Gestaltung. 1

Die günstigsten Verhältnisse unter sämmtlichen Böden zeigen gerade diejenigen, welche dem Ort, auf dem sie jetzt liegen, entschieden fremd und von ihren Schichtenunterlagen unabhängig sind. Es sind dies die Schuttböden und Lehme. Auf ihrem theilweise Meilen-weiten Transport haben sie die größtmögliche Lockerung des Gesteinsmaterials und die größtmögliche Mengung des gelockerten Materials erfahren; gerade diesem Umstand der Lockerung und der Mengung aber ist es zuzuschreiben, daß dem Lehm der Vorzug vor allen anderen Böden gebührt. Leider liegt derselbe nur selten über größere Flächen verbreitet, wie solches auf den Triasflächen des Unterlandes der Fall ist, weshalb im Allgemeinen der Landbau im Oberamt Balingen weitaus schwieriger ist als in der Neckargegend. Der Lehm beschränkt sich im unteren Bezirk auf einzelne Theile der Markungen von Ostdorf, Engstlatt, Balingen, Frommern, Waldstetten, Weilheim und Dürrwangen. Am verbreitetsten ist er auf der Ostdorfer Markung, welche das beste Bauland hat und die Ostdorfer Gemeinde zur wohlhabendsten des Bezirkes macht. 7–8 Scheffel Dinkel von 9 Sri. Aussaat ist das Mittel, von 3 Sri. Gerste 4–7 Sch., 100–150 Sri. Kartoffel pr. Morgen. Zweimähdige Wiesen liefern 23–45 Ctr. Heu und Öhmd. Ein Vergleich mit benachbarten Oberämtern zeigt nur in den Orten der Baar, wie Thalheim, Thuningen, Weigheim, bessere Erträge, wo die

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Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0021.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)