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mit seinen langen straffen, fast schwermüthig lastenden Formen, vor denen vereinzelte Vorberge gebieterisch sich aufbauen, – darunter als Kern- und als Lichtpunkt der kühn isolirte, die siebenthürmige Kaiserburg tragende Hohenzollern, – von dem schon unser Gustav Schwab singt:

Doch Blick und Lied in vollern,
In schnellern Bahnen zieht!
Das ist ja Hohenzollern,
Was noch so sonnig glüht!

Der Staufen ist gesunken
In abendliche Nacht,
Du aber stehst noch trunken
Von königlicher Pracht!

Oder wir betreten in thauiger Maimorgenfrühe die engen, seitab von der Welt in das Herz des Gebirges eindringenden Thäler, ziehen hinauf an dem über Schieferbänke in dunkle Kessel hinabrauschenden Bach, wo lichtergrünte Wald- und blühende Obstbäume mit ihren ineinander verschlungenen Wipfeln Obdach bieten frohlockenden Singvögeln, und steigen dann vollends über Felsenschroffen und Waldung zur wohlduftenden Heide, daß uns über alle Länder hinweg Alpenhäupter in überirdischer Klarheit entgegenschimmern! Da mögen wir Rast halten unter uralter Weidbuche, umher die kahlen zerlöcherten Felsbrocken und feurig funkelnde Blumen. Durch die helle scharfe dunstlose Luft dringt aus den Thälern zuweilen der Schall einer Glocke und harmlos flattern von Blüthe zu Blüthe schillernde Sommerfalter, balsamischen Honig und die Lüfte des Himmels trinkend.

Machen wir nun eine Wanderung durch den Bezirk und beginnen im Westen, etwa im freundlichen Geislingen, dessen schöne gothische Kirche mit dem von zwei stolzen Linden beschatteten Stauffenbergischen Schloß einladend emporsteigt, – und gehen von da auf der Hauptstraße, der „alten Heerstraße“, weiter, oft mit prächtigen Ausblicken an die nahe Alb, nach der zwischen Obstbaumgärten am Zusammenkommen mehrerer Thäler frei und offen an der Eyach gelegenen Oberamtsstadt, die sich mit ihren Kirchen, besonders dem Hauptthurme, schön gruppirt; dazu der stilvolle Gebirgshintergrund, links mit dem Zollern, rechts mit der wunderbar verwegenen Felsengestalt des Lochensteins. Von Balingen nehmen wir unsern Weg über das auf dem rechten Eyachufer malerisch mit gothischem Kirchlein gelegene Frommern, wo uns merkwürdige, papierdünn aufeinander gepreßte Ölschieferlager,

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0047.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)