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Onstmettingen, Thailfingen, sodann Bitz und Meßstetten hieher, welche alle eine relativ bedeutende gewerbliche Bevölkerung besitzen, endlich unter den Thalorten, außer der Oberamtsstadt Balingen, hauptsächlich Geislingen.

Auch die Metallindustrie (Fabrikation von feinen Waagen und andern mechanischen Instrumenten, von Kupferwaaren sowie Gelb- und Glockengießerei) ist im Oberamtsbezirk von Bedeutung.

Wenn aber in der oben S. 72 beigegebenen Übersicht 60,52 Prozente der Bevölkerung des Oberamts als von gewerblicher Beschäftigung lebend angegeben wurden, so ist dies nicht in dem Sinn zu verstehen, als ob dieser Theil der Bevölkerung ausschließlich hievon seinen Unterhalt ziehe. Denn nach der Aufnahme des Viehstands und Grundbesitzes vom 10. Januar 1873 wurden im Oberamt Balingen 5612 Viehhalter gezählt, welche zugleich Landwirthschaft treiben und von denen somit anzunehmen ist, daß sie zum größten Theil zugleich Haushaltungsvorstände sind. Ferner beträgt nach der hiemit verbundenen Aufnahme des landwirthschaftlichen Grundbesitzes die Anzahl sämtlicher Wirthschaften und Grundbesitzungen im Oberamtsbezirk 7656. Da aber die Zahl sämtlicher Haushaltungen des Oberamtsbezirks nach der für den Stand vom 1. Dezember 1871 vorgenommenen besonderen Auszählung 7930 betrug, also nur unbedeutend größer ist, so geht hieraus unzweifelhaft hervor, daß mit den meisten Haushaltungen und daher auch mit sehr vielen Gewerbebetrieben Viehbesitz und Landwirthschaft verbunden wird, was in Württemberg auf dem Lande fast allgemein gebräuchlich ist.

Weil aber dies als selbstverständlich vorausgesetzt wird, wurde dieser landwirthschaftliche Nebenerwerb bei der Zählung vom 1. Dezember 1871 in der Regel nicht besonders angegeben, vielmehr bei der Frage nach Stand, Beruf und Erwerbszweig von Gewerbsleuten meistens nur die Art des Gewerbebetriebs genannt, und die Landwirthschaft blos von solchen angegeben, welche sie ausschließlich betreiben. Daher erscheinen in obiger Übersicht nur 26,33 % der Bevölkerung als von landwirthschaftlichem Erwerb lebend.

Diese dichte, größtentheils von gewerblicher Beschäftigung und zugleich von Bewirthschaftung eines kleinen Grundbesitzes ihren Unterhalt ziehende Bevölkerung des Bezirks wohnt meistens

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0074.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)