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êm ihm (wenn betont), ndig Montag (hier wohl auch ursprünglich Umlaut von ân), ênër eher. Eigenthümlich die Dehnungen in Wörtern wie Endengan, denkan, hênkan, schênkan, schênkel etc.

11. ë gesprochen wie in schriftdeutsch leben, sterben etc. Durch Brechung aus i entstandene ë kennt der Dialekt wenige (s. Nr. 12), z. B. drëgg, jëschd, fëschd, dëllër. In mër = mir und wir, dër dir, der, ër er, ihr = vos und = ei, fem. (enklitisch, sagsër!) wird das ë schier verschluckt. Auch in der Endung – er wird ein, freilich ganz flüchtig gesprochenes, ë gehört.

12. ëa. Die schriftdeutschen e, die durch Brechung aus i entstanden sind, werden im Balinger Dialekt mit wenigen Ausnahmen in einen Laut verwandelt, den man wohl am besten mit ëa bezeichnet. Dieser Laut vertritt auch sonst im Schwäbischen das tiefe e, diese Vertretung wird aber weiter nordwärts im Lande nicht so konsequent wie in der Balinger Gegend durchgeführt. Allgemein schwäbisch kann z. B. genannt werden wëag ond stëag, lëaban, stëalan, fëagan, mëal, stëar Schafbock, lëader, knëachd, rëacht, gëal gelb etc. Dagegen spricht der Balinger auch rëachan, fëald, fëall, bëarg, blëatz, wëadder, schëallan schellen, stëarban, lëackan, gëaldan (vërgëalds Godd!), schëaldan, drëaffan treffen, schlëaggan, bëadan beten, drëadan treten, hëall, schnëall, lëatz letz, verkehrt, áunkëagg unkeck, hëalengan heimlich etc. Essen wird fast wie jassan, Erdäpfel wie jadepfel ausgesprochen; ähnlich jabbër, jabbës jemand, etwas, wofür man weiter nordwärts ëbbër, ëbbës sagt. Statt ëardepfel hört man in Geislingen hëardepfel (schon ahd. öfter hërda mit vorgetretem h). Eaban in zeitlicher Bedeutung wird von êban = planus unterschieden. In schnëag Schnecke und sëagan sägen ist ëa an die Stelle von e getreten. Strëa ist pl. von stroə Streich.

13. ëam, ëanëa nasal gesprochen, wie in dëannan, nëammərd, rëamman Riemen, blëamle Blümlein, hëanle Hühnlein, fëanschdër Fenster, këanle Quendelein, ëans es, se wëand sie wollen, se gëand sie geben, grëan grün, Wëan Wien etc.

14. ä = schriftdeutsch kurz gesprochenem ä in Wälder, ist Umlaut von a in fäll Fälle, der bläss (aber auch der blass), wäld Wälder, ställ, väddër, pägg Päcke, säggle (aber segg Säcke), ärbəd Arbeit, äschan Asche, scheidstärg, äll alle, fäschd fast etc. Die Aussprache ist von der des ë sub 11 wohl kaum zu unterscheiden.

15. ae – das vorige gedehnt, = schriftd. lang gesprochnem ä in Läden, ist Umlaut von â oder dem entsprechendem å z. B. in laedan, faedan, sael (Säle, aber auch Seele), maedle (schon in dem nahen Täbingen und Leidringen màidle), haesle, naegəle kleiner Nagel, Nelke, baerle Pärlein (aber baer Bär steht für älteres bër), raess, nae nahe, baerig (’s håd nôn so an baerig nênsle), i daed, naechd, áunmaechdig, jaerle, baerle (kleine bår, Bahre). – I hàun daechd ich habe gedacht, braechd brächte, glaechdër Gelächter, Aerzengan, ’s graebd me es reut mich.

Hieher auch folgerichtig haenle Hörnlein, daenle Dörnlein, kaernle Körnlein, waerdle Wörtlein.

16. i: d’schlidd der Schlitten, it nicht, schmidde (alte Kürze bewahrt), gimër gib mir etc. In schiz, glick, schissel, driggnan

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0136.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)