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Das Mechaniker-Gewerbe hat von Onstmettingen aus (s. d.) auch in die Oberamtsstadt den Weg gefunden. Es befaßt sich hier mit Anfertigung von landwirthschaftlichen Maschinen Brauerei-Einrichtungen, Wasser-, Tisch- und Balkenwagen und hat nach allen Richtungen hinaus Absatz.

Das Gewerbe der Strumpfwirker ist sehr alt und geht der Betrieb längst über den handwerksmäßigen hinaus. Sie setzen ihre Waare ab an den Rhein und nach der Schweiz.

In den Jahren 1861/76 blühte das Gewerbe der Kupferschmiede. Ein jetzt in Mosbach (Baden) wohnhafter Meister erwarb sich auf auswärtigen Gewerbeausstellungen Anerkennungen und fanden seine Waaren nicht nur in Deutschland sondern auch nach England lebhaften Absatz.

Zeigt sich schon seit der Eröffnung der Eisenbahn von Tübingen hieher und dann nach Ebingen etc. ein erfreulicher Aufschwung von Gewerbe und Handel mit Zunahme der Bevölkerung, so ist ein rascheres Fortschreiten dann anzunehmen, wenn die im Staatsvertrag mit Preußen von 1855 vorgesehenen Bahnen nach Eyach und Rottweil dereinst gebaut sein werden, damit der Weg zum Rhein erstellt und die alte Schweizerstraße wieder erschlossen wird.

Innerhalb des Orts sind 3 Mühlen, außerhalb gleichfalls 3; jede hat 3 Mahlgänge und einen Gerbgang, auch Hanfreibe, sowie Sägmühle, eine einen Ölgang; außerdem ist noch eine besondere Sägmühle vorhanden.

Es finden sich 18 Schildwirthschaften, meist zugleich Bierbrauereien. Nur 2 Schildwirthe brauen nicht. Außerdem noch 15 Schenkwirthe. Ferner 20 Kaufleute und 4 Krämer.

Aktivhandel findet statt mit Schafen nach Frankreich und mit Mehl im Ort; letzteres der wichtigste Einfuhrartikel. Seit der Eisenbahn sind die eigentlichen Frachtfahrer eingegangen. Die Märkte sind bezüglich der Viehzufuhr von Bedeutung.

Von gemeinnützigen Anstalten sind zu nennen: Volks-, Latein- und Realschule, männliche und weibliche Fortbildungsschule mit Zeichenunterricht, auch Winterabendschule, ferner Spital, Krankenhaus, Frauenverein, Gewerbeverein mit Handwerkerbank, Feuerwehr.

Balingen hat ansehnliche Stiftungen. Die allgemeine Stiftung besitzt ein Kapital von 47.000 Mark, sowie 5 ha Güter, 4 ha Waldung. Ihre Ursprünge sind nicht mehr nachzuweisen.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 273. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0273.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)