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Geschichte der Stadt.[1]

Balingen wird bis in die Mitte des 14. Jahrhunderts fast ausschließlich Balgingen geschrieben, ein Name von zweifelhafter Deutung. Ganz unrichtig ist es natürlich, wenn Zeiller und Rebstock ihn als „bald’lingen“ (d. h. vorwärts gehen) deuten, weil die Herstellung der Stadt durch die Bauleute so rasch erfolgt sei; aber auch die Ableitungen Schmids (Schwäb. Wörterbuch S. 39) von Balm-Berg, Fels, und Sattlers von bal-schalkhaft, bös (in Verbindung mit der nahen Schalksburg) befriedigen nicht besonders; Förstemann (altdeutsches Namenbuch 2, 201) stellt mehrere sonstige Ortsnamen unter einem Stamme balg zusammen (vergl. auch den Flurnamen Balgenau bei der Heiligkreuzkapelle zwischen Geislingen und Balingen).

Die Stadt wird das erste Mal erwähnt im Besitze Markgraf Eberhards von Friaul, des Gemahls von Kaiser Ludwigs des Frommen jüngster Tochter Gisela aus einer edlen alamannischen oder fränkischen Familie. In dem Testamente, welches Eberhard im J. 867/8 zu Musiestro in der Trevisaner Mark machte, setzte er seinen ältesten Sohn Unruoch zum Erben seiner sämtlichen schwäbischen Güter ein, „Balginga“ dagegen vermachte er seiner zweiten Tochter Judith (Achery, Spicilegium 12, 491). Eberhard ist höchst wahrscheinlich ein Ahnherr des gräflich achalm-urachischen Hauses und noch später, im 13. Jahrhundert, begegnen uns in kirchlichen Verhältnissen Balingens Beziehungen zum Hause Fürstenberg, einem Zweige des urachischen Geschlechts (vergl. unten; Riezler im Fürstenberg. Urkundenbuch 1, S. 2 ff.). Dagegen erscheint Balingen in der Folge im Besitze des gräflich zollerischen Hauses, welches mit den Vorfahren des achalm-urachischen im Zusammenhang gestanden haben mag, während die Angabe der Zimmerischen Chronik (1, 16), der Ort sei um den Wendepunkt des 11. und 12. Jahrhunderts durch die Heirat eines Grafen von Zollern mit einer gräflich schalksburgischen Erbtochter an jenes Haus gekommen, in der beglaubigten Geschichte keinen Anhaltspunkt findet. Seit dem Ende des 13. Jahrhunderts bildete er den Hauptort der Schalksburger Linie des zollerischen Geschlechts, an welchem denn auch Angehörige dieser


  1. Vergl. [Eisele] Zur Chronik der Stadt Balingen, im Volksfreund, Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk Balingen 1879, Nro. 35 ff. zuletzt 1880 Nr. 44.
Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 277. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0277.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)