Seite:OABalingen0316.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Mit Trinkwasser ist der Ort gut versehen durch 5 laufende, 7 Pump- und 12 Schöpfbrunnen. Ersteren wird das Wasser durch hölzerne, eiserne und thönerne Deuchel zugeleitet; die abgängigen hölzernen werden durch eiserne, wo Gefäll vorhanden, durch thönerne ersetzt.

Von der Hauptstraße zweigt eine Vizinalstraße nach Stockenhausen ab. Es bestehen 3 steinerne, 2 hölzerne Brücken, 3 Stege; außer einer der steinernen hat alle die Gemeinde zu unterhalten.

Die Einwohner sind kräftig und gesund, besondere Krankheiten höchst selten. Gegenwärtig hat einer 80 Jahre erreicht (in den vierziger Jahren wurde einer 103 alt). Ihr Charakter ist im allgemeinen ein guter. Die ländliche Volkstracht weicht allmählig der städtischen. Die Vermögensumstände sind mittlere (Besitz des Vermöglichsten 31 Morgen, des Mittelmanns 9 M., die ärmere Klasse meist auf die geringe Allmande angewiesen). Auf Nachbarmarkungen besitzen die Bürger etwa 80 Morgen.

Der Hauptnahrungszweig ist die Landwirthschaft. Das Gewerbe ist unbedeutend. Einige Schuhmacher arbeiten nach außen; auch Körbe werden geflochten. 2 Bretterhändler setzen hauptsächlich nach Ebingen ab. Neben 2 Mahlmühlen mit je 2 Mahlgängen und einem Gerbgang (eine auch mit Hanfreibe) bestehen 2 Sägmühlen; ferner dienen dem Verkehr 4 Wirthschaften, wovon 2 mit Bierbrauerei, und 4 Krämer. Im Winter wird Industrieschule gehalten.

Die mittelgroße, wohlabgerundete Markung gehört ganz dem braunen Jura und zwar hauptsächlich dem unteren an, dem entsprechend herrscht Thonboden vor, schwer, naßkalt, zum Theil steinig (Juraschutt), nicht tiefgründig und dann hitzig; einige saure Wiesen kommen vor. Die Quellverhältnisse sind sehr günstig; die bedeutendste Quelle der Hakenbrunnen gegen Thieringen. „Am Ostrande vom Horn rinnt der Hakenbrunnen unter einer mit Riesenschwämmen erfüllten Betawand hervor – Rösler, Beiträge 173: „„dessen Namen von einem in dem Felsen befestigten Haken herkommt, vermittelst dessen die Leute den nächsten Weg nach Thieringen gehen. Der Brunn dringt unten am Felsen armsdick mit Gewalt heraus und stürzt sich mit Heftigkeit bergab. Er versieget des Sommers in der größten Hitze nicht und gefriert auch des Winters in der heftigsten Kälte nicht zu. Man höret öfters innerhalb des Felsens ein gewaltiges Rauschen und Sausen des Wassers, als ob sich ein starker Bach im Felsen ergöße““. Statt des Hakens sind jetzt Staffeln in

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 316. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0316.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)