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trefflichen frühgothischen Maßwerkfenstern. Im Innern Spuren alter Malereien. 1

Ehestetten wird in älteren Originaldokumenten Esteten (1179), Estetten (1275) geschrieben, ein Name, welcher zu dem alten ê, Recht, und stat, steti, stetin, in Beziehung zu setzen ist. Wo nunmehr bloß noch einige Häuser stehen, befand sich dereinst ein ganzer Ort mit Kirche, dessen zuerst gegen Ende des 11. Jahrhunderts in der Gründungsgeschichte des Klosters St. Georgen Erwähnung geschieht. Er war Eigenthum der Herren von Winzeln (s. unten, Thieringen), welche wahrscheinlich zur Sippschaft des reichen Stifters dieses Klosters Hezelo gehörten, dessen Geschlecht seinen Stammsitz in dem heutigen Königseckwald bei Hoßkirch (OA. Saulgau) hatte. Landold und sein Sohn Hugo von Winzeln ließen die Reliquien des h. Georg nach Ehestetten („in villam proprietatis eorum nomine Estein“)[1] verbringen und übergaben über denselben am 20. Februar 1094 in die Hand Hermanns, des Sohnes von Hezelo und Vogtes des Klosters, ihren sämtlichen Besitz allda an Feldern, Wäldern, Tafernen, Mühlen, Wiesen, Weiden und Wassern mit aller Gerechtigkeit, namentlich auch die Kirche, sodann allen ihren Besitz zu Dürrwangen mit der dortigen Kirche und zu Stockenhausen, endlich alle ihre Hörigen, wobei sie ganz weniges für sich zurückbehielten. Sie räumten den Ort alsbald, worauf Hermann die hiesigen Hörigen für das Kloster in Pflicht nahm, die Burg niederriß und sich nach alamannischem Recht in den Besitz der Kirche und allen sonstigen Guts setzte. Tags darauf begab er sich nach Dürrwangen und eignete auch hier die Kirche und alles sonstige Gut dem Kloster. Am 23. April aber bekräftigten die Schenker die Übergabe im Kloster selbst wiederum über den Reliquien des h. Georg in feierlichster Weise. Dazu übergab am 3. Febr. 1095 Landolds Schwiegersohn, Hartmann von Thalhausen, mit Einwilligung seines einzigen Sohnes, 11/2 Mansen zu Stockenhausen und einige Hörige, welche sein Schwiegervater und Schwager noch zurückbehalten hatten. Wenn außerdem schon im J. 1084 ein


  1. In der heutzutage allein erhaltenen Abschrift der St. Georger Notitia fundationis aus dem 17. Jahrhundert ist von den 3 Fällen der Erwähnung Ehestettens die beiden ersten Male Estein geschrieben, nur das dritte Mal Estetin, allein schon zu jenen beiden bemerkt der Pater Lenz des Klosters, welcher gegen das Ende des 18. Jahrhunderts das Original noch gesehen hatte: Estetten.
Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 356. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0356.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)