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Berthold und Walger Kern von Bisingen verkauften den 31. d. M. eine hiesige Leibeigene um 10 Pfd. Hllr. an den Grafen Friedrich den Älteren von Zollern. Graf Friedrich gen. Mülli von Zollern verschrieb den 21. Jan. 1390 seiner lieben Muhme Katharinen der Kamerin, Heintzlin des Walstetters Ehegattin, 3 Mltr. Vesen jährlichs Gelds aus dem hiesigen Zehnten (Mon. Zolleran. 184, 186, 289). – Der Seelhof dahier erscheint seit dem Ende des 14. Jahrhunderts (1390) im Besitze des Klosters Alpirsbach, welches die Familie Götz als Maier auf demselben hatte, doch gab es verschiedene Zwistigkeiten und im J. 1467 zog das Kloster den Hof wegen unberechtigten Verkaufs eines dazu gehörigen Hölzleins und Unbotmäßigkeit des Heinrich Götz auf kurze Zeit vorübergehend als verwirktes Lehen ein (vergl. Glatz, Alpirsbach 73, 93, 305, 338).

Ein hiesiger Bauern- und Lehenhof, der Freihof, auch Weisenhof genannt, war im J. 1619 im Besitz des Friedrich Walther von Anweil und kam durch dessen Tochter Maria Jakobe von Anweil an deren Gemahl, Albrecht Wurmser von Vendenheim. Die Ehegatten verkauften jedoch den Hof mit einigen weiteren Gefällen am 10. Mai 1627 um 2000 fl. an Herzog Johann Friedrich von Württemberg; am 20. Febr. 1642 erwarb ihn Christoph von Türk, in der Folge Kapitän über die Balinger und Tuttlinger Kompagnie, von Hans und Jakob Dankelmaier um 1800 fl., von diesem den 24./14. Juni 1657 sein Schwager Maximilian Jakob Ginger, Freiherr von und zu Grünbühl, Kapitän der Sulzer Kompagnie, um 2500 fl., und von dessen Gattin Maria Cleopha, geb. Schöner von Straubenhardt, mit Einwilligung ihres in Österreich weilenden Gemahls Hans Vötsch zu Ostdorf am 24. Mai 1665 um 2018 fl. – Über rosenfeldische Zehnten dahier, gräflich tengensche Lehen, s. oben S. 294.

Während des 30jährigen Kriegs war der Ort 1640 bis 1644 Filial von Thieringen, 1644–1662 von Ostdorf; nach Röders öfters genanntem Lexikon zählte er 597 Seelen.

In speziell kirchlicher Beziehung kommt dahier bereits im J. 1275 ein Pfarr-Rektor Heinrich von Thieringen vor (vergl. S. 228). Ein Beguinenhaus wird das erste Mal erwähnt, als Auberlen Keller und seine Schwester Luck von Ostdorf den 9. Januar 1433 der hiesigen und der Geislinger Klause eine jährliche Gült von 2 Scheffeln Korn aus ihrem Viertel des Ostdorfer Zehenten schenkten; sie blieb stets unbedeutend und wurde durch die Reformation aufgehoben (Besold, Virg. sacr. mon. 538. Sattler Topogr. 391 oben S. 297).

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 368. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0368.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)