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Dahier wurde als Sohn des Pfarrers Jakob Frischlin den 22. September 1547 geboren der bekannte Dichter und Philolog Nicodemus Frischlin, zeitweise Professor in Tübingen, den 29. Nov. 1590 bei dem Fluchtversuch aus dem Kerker zu Hohen-Urach zu Tod gestürzt (vergl. D. F. Strauß, Leben und Schriften des Nic. Frischlin. Frankfurt a. M. 1856[1]. Chr. F. v. Stälin, Wirt. Geschichte 4, 825 ff. Allgemeine Deutsche Biographie 8, 96–104. – In Strauß und der Allg. Biographie ist übrigens der Geburtsort unrichtig angegeben).

Was die kirchlichen Verhältnisse betrifft, so wird im J. 1275 der Vikar des in einer anderen Diöcese residirenden Pfarr-Rektors zu Ärtzingen (vergl. S. 228), im J. 1291 ein Rudolphus rector ecclesiae in Erzingen (Gabelkover), den 9. Febr. 1306 Wernherus rector ecclesiarum in Erzigin et Maiselstain genannt (Monum. Zolleran. 1, 121).

Ein Beguinenhaus wird hier im 15. Jahrhundert genannt; es bekam einen hiesigen Hof im J. 1415 geschenkt und wurde in Folge der Reformation aufgehoben. Laut des Urbar-Zinsbriefs über 1 Pfd. 10 Schilling Hllr., welchen Martin Linsemann zu Erzingen am 10. Mai 1548 ausstellte, hatte ihm Herz. Ulrich Haus, Hofraite samt der Scheuer und allen Zugehörden, welche dereinst den Beguinen gehört, verkauft und den letzteren auf deren Bitte ein Leibgeding bestellt (St.A., vergl. Sattler, Topogr. 391 und oben S. 297).

Parzelle:

Bronnhaupten, Staatsdomäne auf der Höhe des kleinen Heubergs zwischen dem Steinach- und Riedbachthal, 20 Minuten oberhalb Erzingen, nicht weit vom Ursprung des nordöstlich zur Eyach fließenden Kaltenbrunnenbachs gelegen. Der ausgedehnte Hof, mit stattlichen, weithin sichtbaren Wohn- und Ökonomiegebäuden gruppirt sich um eine gemauerte Wette und einen laufenden


  1. Das von Strauß (a. a. O. 558) nicht gekannte Schicksal Frischlinscher Descendenz betreffend kann bemerkt werden, daß Frischlins Sohn, gleichen Taufnamens, 1608–1624 Untervogt zu Liebenzell war und als solcher im J. 1622 das nahe gelegene Schloß Schwann OA. Neuenbürg im Verein mit Thomas Storck, Wirth im oberen Bad zu Liebenzell, um 5000 fl. kaufte. (Derselbe ist auch Verfasser einer „Instruktion, welchermassen in Württemberg die Inventaria verfertigt werden sollen“. Tübingen 1605. 4. – Ein bisher nicht gedrucktes Gedicht von Frischlin in Württ. Vierteljahreshefte für Landesgeschichte 1, 148).
Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 380. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0380.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)