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12. Heselwangen,


Pfarrdorf, Gem. III. Kl., mit 588 evang. Einwohnern.

Der Ort liegt am Nordwestfuße des Hirschbergs in geschützter anmuthiger, durch viele z. Th. waldartig stehende Obstbäume verschönerter Gegend; er selbst hat ein ländlich freundliches Aussehen. An der Straße nach Streichen liegt das 1830 in modernem Stil erbaute, durch einen Dachreiter über dem Westgiebel geschmückte Kirchlein, das auf dem Altar einen hübschen alten aus dem 16. Jahrhundert stammenden Cruzifixus, im Thürmchen 2 Glocken, eine 1877 in Ebingen, eine 1760 von Jo. Rosier gegossene, besitzt. Es ist von der Stiftung zu unterhalten. Der Gottesacker liegt außerhalb des Orts. Die Pfarrei versieht der Helfer von Balingen.

Das Schul- zugleich Rathhaus, 1828 erbaut, 1876 vergrößert, enthält 2 Lehrzimmer und die Wohnung des in Abtheilungen unterrichtenden Schullehrers. Auch ein Wasch- und ein Armenhaus mit Schafstall besitzt die Gemeinde. Die Vizinalstraße von Balingen nach Streichen führt durch den Ort. Das Trinkwasser ist nicht besonders gut und reichlich. Doch sind 4 laufende 1 Pump- und 15 Schöpfbrunnen vorhanden; auch 2 Wetten.

Die kräftigen, doch manchmal zu Brust- und rheumatischen Krankheiten disponirten Einwohner, von denen 9 über 80 Jahre alt sind, zeigen Fleiß, Ordnungs- und kirchlichen Sinn. Die älteren haben noch die Volkstracht. Am Pfingstmontag produziren die ledigen Bursche einen Pfingstbutzen. Viele arbeiten im Taglohn in Balingen, auch Handschuhnähterinnen und Schuhmacher, sowie einige Schreiner, ein Wagner und ein Schmid arbeiten nach außen. 3 Schildwirthschaften, wovon 2 mit Bierbrauereien verbunden, und 3 Krämer dienen dem Verkehr. Industrieschule wird gehalten.

Der vermöglichste Einwohner besitzt 30, der Mittelmann 12, die Ärmeren 1–2 Mrg., manche gar kein Feld.

Die nicht besonders große, abgerundete Markung liegt auf dem oberen schwarzen und unteren braunen Jura, hat einen lehmigen, nicht besonders tiefgründigen, im allgemeinen mittelfruchtbaren Boden. Die eifrig betriebene Landwirthschaft sucht durch Gips, Asche, durch meist sorgfältig gesammelte Jauche, theilweise durch Zufuhr von Erde den Boden zu verbessern. Der

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 402. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0402.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)